Jeden
Tag wurden wir um drei von einigen unserer Kinder abgeholt, die uns
dann zur Schule geleitet haben.
Wenn
der Lehrer mal nicht kam, habe ich den Unterricht für die J.H.S.
übernommen. Das kam leider ziemlich oft vor. Also habe ich nochmal
meine alten Mathekenntnisse aus den tiefsten verstaubten Winkeln
meines Gehirns rausgekramt und den Kindern was von rechten Winkeln
und Gleichungen erzählt. Das war schon eine Herausforderung auf
Englisch! Bei der jüngsten Klasse – der Lower Primary – fiel das
Unterrichten schon leichter. Das Einmaleins und die Regeln des
schriftlichen Subtrahierens haben sich noch nicht ganz aus meinem
Verstand verflüchtigt.
Albert lernt das Alphabet |
Trotzdem
hat Lehrer sein auch seine Vorzüge (wenn man mal davon absieht, dass
man am Ende über und über mit Kreidestaub bedeckt ist). Wenn ein
Kind es mal entgegen aller Erwartungen doch die richtige Antwort
sagt, macht mich das richtig stolz. Und es freut mich, wenn ich sehe,
dass es ihnen Spaß macht – ja ihr habt richtig gelesen, Lernen
kann unter Umständen auch Spaß machen!
Die
Extra Classes dauern zum Glück nur eine Stunde an drei Tagen in der
Woche, sonst wäre ich wahrscheinlich inzwischen ein seelisches
Wrack. :P Wir haben also genug freie Zeit.
Im
Oktober ist Ephraim (der älteste Sohn von Dada Ayembilla und der
Projektleiter in Wenchi) mit Daniel (einer der Freiwilligen in
Wenchi) uns besuchen gekommen. Sie haben uns ein paar Dokumente für
die Büroarbeit gegeben, wie zum Beispiel eine Tabelle für die
Übersicht über die Krankenversicherungen der Kinder. So hatten wir
dann noch einiges auszufüllen und zu digitalisieren. Dafür sind wir
an die Schulen gegangen und haben uns bei den Lehrern über die
Schulleistungen unserer Kinder informiert und das alles in einem
Dokument festgehalten. Auch Zuhause haben wir die Kinder besucht, um
die Umstände kennenzulernen, in denen sie leben und auch die
Familienangehörigen. Man merkt schon, dass die meisten unserer
Kinder deutlich unter den Verhältnissen unserer Gastfamilie leben,
und natürlich noch viel weiter unter unseren Verhältnissen in
Deutschland, aber das ist kein Vergleich. Die meisten sahen wir als
gut versorgt an, aber bei manchen kann man schon sagen, dass sie in
Armut leben. Zum Beispiel zwei Schwestern, die bei ihrer Großmutter
wohnen, die mit ihnen noch ein paar andere Kinder zu versorgen hat.
Die alte Frau ist fast blind und geht immer in den Busch um Stroh zu
sammeln, dass sie zu Ballen zusammenknüpft, aus denen die typischen
Strohdächer gemacht werden. So verdient sie ein bisschen Geld. Sie
leben in einem kleinen Haus zusammengepfercht. Die Umstände haben
mich schon ziemlich bedrückt. Da merkt man mal wieder, wie gut wir
es in Deutschland haben mit Sozial-, Rentenversicherungen und Hartz
IV...
Auf
dem Rückweg von der Schule nach den Extra Classes haben uns die
Kinder ein bisschen ihre Sprache Moar beigebracht. Im Gegenzug haben
wir ihnen auch ein wenig Deutsch beigebracht, ich glaube beide Seiten
haben sich gleichermaßen über die andere amüsiert!^^
Tja,
was ist noch so im Oktober passiert?
Wir
sind nochmal nach Tamale gefahren, was aber dieses Mal wesentlich
entspannter war als beim ersten Mal. Wir konnten bei Dadas Sohn
Duston übernachten und haben wieder ein paar Einkäufe erledigt.
Mit
Linanturin, dem Mädchen, das bei uns im Haus lebt, sind wir mal zu
ihrer Schule gegangen, der Senior Secondary School hier in
Bunkpurugu. Da haben wir ihre Freundin Fati kennengelernt, die
inzwischen auch zu unserer Freundin geworden ist. Mit ihr bin ich ein
paar Mal joggen gegangen, aber das ging nach einer Weile einfach
nicht mehr, weil es immer heißer wurde. Die Regenzeit war schon fast
zuende, und so wurde es immer trockener und auch heißer. Außerdem
mochte ich es nicht, von irgendwelchen fremden Leuten angestarrt zu
werden, die wahrscheinlich noch nie ein weißes Mädchen beim Joggen
gesehen haben! Wir sind hier nicht bei den Olympischen Spielen! :D
Eure Lisa