Montag, 8. April 2013

Über die Vorzüge des Lehrens und anderer Unsinn

Jeden Tag wurden wir um drei von einigen unserer Kinder abgeholt, die uns dann zur Schule geleitet haben.
Wenn der Lehrer mal nicht kam, habe ich den Unterricht für die J.H.S. übernommen. Das kam leider ziemlich oft vor. Also habe ich nochmal meine alten Mathekenntnisse aus den tiefsten verstaubten Winkeln meines Gehirns rausgekramt und den Kindern was von rechten Winkeln und Gleichungen erzählt. Das war schon eine Herausforderung auf Englisch! Bei der jüngsten Klasse – der Lower Primary – fiel das Unterrichten schon leichter. Das Einmaleins und die Regeln des schriftlichen Subtrahierens haben sich noch nicht ganz aus meinem Verstand verflüchtigt.
Man hört ja immer, dass die Lehrer angeblich auch immer dazulernen, wenn sie etwas beibringen. Was ich beim Lehren lernen musste war definitiv Geduld! Du kannst dem Kind zum hundertmillionensten Mal erklären, dass Minus bedeutet, dass man etwas WEGNIMMT, also dass am Ende WENIGER da sein muss als am Anfang, und trotzdem schaut es dich mit großen Augen an und antwortet auf die Aufgabe 12-7 in tiefster Überzeugung: 34. Und dann erklärt man es halt nochmal zum hundertmillionenundeinsten Mal.

Albert lernt das Alphabet
Trotzdem hat Lehrer sein auch seine Vorzüge (wenn man mal davon absieht, dass man am Ende über und über mit Kreidestaub bedeckt ist). Wenn ein Kind es mal entgegen aller Erwartungen doch die richtige Antwort sagt, macht mich das richtig stolz. Und es freut mich, wenn ich sehe, dass es ihnen Spaß macht – ja ihr habt richtig gelesen, Lernen kann unter Umständen auch Spaß machen!
Die Extra Classes dauern zum Glück nur eine Stunde an drei Tagen in der Woche, sonst wäre ich wahrscheinlich inzwischen ein seelisches Wrack. :P Wir haben also genug freie Zeit.
Im Oktober ist Ephraim (der älteste Sohn von Dada Ayembilla und der Projektleiter in Wenchi) mit Daniel (einer der Freiwilligen in Wenchi) uns besuchen gekommen. Sie haben uns ein paar Dokumente für die Büroarbeit gegeben, wie zum Beispiel eine Tabelle für die Übersicht über die Krankenversicherungen der Kinder. So hatten wir dann noch einiges auszufüllen und zu digitalisieren. Dafür sind wir an die Schulen gegangen und haben uns bei den Lehrern über die Schulleistungen unserer Kinder informiert und das alles in einem Dokument festgehalten. Auch Zuhause haben wir die Kinder besucht, um die Umstände kennenzulernen, in denen sie leben und auch die Familienangehörigen. Man merkt schon, dass die meisten unserer Kinder deutlich unter den Verhältnissen unserer Gastfamilie leben, und natürlich noch viel weiter unter unseren Verhältnissen in Deutschland, aber das ist kein Vergleich. Die meisten sahen wir als gut versorgt an, aber bei manchen kann man schon sagen, dass sie in Armut leben. Zum Beispiel zwei Schwestern, die bei ihrer Großmutter wohnen, die mit ihnen noch ein paar andere Kinder zu versorgen hat. Die alte Frau ist fast blind und geht immer in den Busch um Stroh zu sammeln, dass sie zu Ballen zusammenknüpft, aus denen die typischen Strohdächer gemacht werden. So verdient sie ein bisschen Geld. Sie leben in einem kleinen Haus zusammengepfercht. Die Umstände haben mich schon ziemlich bedrückt. Da merkt man mal wieder, wie gut wir es in Deutschland haben mit Sozial-, Rentenversicherungen und Hartz IV...
Auf dem Rückweg von der Schule nach den Extra Classes haben uns die Kinder ein bisschen ihre Sprache Moar beigebracht. Im Gegenzug haben wir ihnen auch ein wenig Deutsch beigebracht, ich glaube beide Seiten haben sich gleichermaßen über die andere amüsiert!^^
Tja, was ist noch so im Oktober passiert?
Wir sind nochmal nach Tamale gefahren, was aber dieses Mal wesentlich entspannter war als beim ersten Mal. Wir konnten bei Dadas Sohn Duston übernachten und haben wieder ein paar Einkäufe erledigt.
Mit Linanturin, dem Mädchen, das bei uns im Haus lebt, sind wir mal zu ihrer Schule gegangen, der Senior Secondary School hier in Bunkpurugu. Da haben wir ihre Freundin Fati kennengelernt, die inzwischen auch zu unserer Freundin geworden ist. Mit ihr bin ich ein paar Mal joggen gegangen, aber das ging nach einer Weile einfach nicht mehr, weil es immer heißer wurde. Die Regenzeit war schon fast zuende, und so wurde es immer trockener und auch heißer. Außerdem mochte ich es nicht, von irgendwelchen fremden Leuten angestarrt zu werden, die wahrscheinlich noch nie ein weißes Mädchen beim Joggen gesehen haben! Wir sind hier nicht bei den Olympischen Spielen! :D

Eure Lisa

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