Anfang
November kam Ghanas Präsident John D. Mahama zu uns nach Bunkpurugu.
Da gab es natürlich eine riesen Aufruhr und großer Trubel auf dem
Marktplatz! Wir sind mit Linanturin auch dorthin gegangen und haben
ewig lange gewartet. Die Leute haben getanzt und GANZ laut Musik
angemacht (wie immer hier.^^) Erst spät am Abend kam Mr. President
dann wirklich. Da war es aber schon so voll auf dem Marktplatz, dass
wir uns mit ein paar anderen Leuten auf ein Auto gestellt haben um
überhaupt irgendwas sehen zu können. Aber wir haben ihn gesehen
(oja!) und er hat eine kleine Rede geschwungen. Ein anderer Mann hat
(zur Unterhaltung) irgendwas auf Chinesisch gelabert und die ganzen
Ghanaer haben sich gekugelt vor Lachen! :D Mahama hat 2.000 Cedi und
Zement für den Bau einer neuen Moschee gespendet. Als ob es davon
hier nicht schon genug gäbe! Das Geld könnte man vielleicht besser
für die Ausstattung der Schulen oder die Ausbesserung der Straßen
nutzen! Aber naja.
Wir
haben uns nämlich mal Linanturins Schule angesehen (also die Senior
Secondary School). Das ist wie ein Internat und die Schüler leben
total eingepfercht in den Schlafsälen, die meistens nur einen oder
gar keinen Ventilator haben! Auch die Essensausgabe findet auf dem
Boden und ziemlich durcheinander statt, weil es keine Tische oder
Bänke gibt. Die Klassenräume sind auch total klein, wenn man
bedenkt, dass in einer Klasse bis zu 170 Schüler oder noch mehr
sind! Und das mit nur einem Lehrer. Unglaublich!
Und
die Arbeit? Bei den Extra Classes habe ich gelegentlich mal die
J.H.S. (Junior High School), also die älteste Klasse übernommen,
wenn der Lehrer nicht da war. Ich habe sie mal aus Interesse gefragt,
was sie werden möchten und sie haben alle gesagt,
dass sie irgendwas im naturwissenschaftlichen Bereich machen wollen!
Ich weiß nicht, ob sie meine Frage nicht richtig verstanden haben
und dann einfach nachgesagt haben, was die erste Person gesagt hat,
aber ich habe schon gemerkt, dass sie von allen Fächern am liebsten
Science machen... Ich habe mit ihnen mal einen Mathetest gemacht, der
ist leider sehr schlecht ausgefallen! Da standen die wildesten
Zahlenkombinationen drin! Leider ist das Schulsystem hier ziemlich
schlecht, alles basiert nur auf auswendig lernen und logisches oder
eigenständiges Denken oder Kreativität wird überhaupt nicht
gefördert! :/
Nach
den Extra Classes haben ein paar der Kinder uns ein bisschen Moar
(also ihre Stammessprache) beigebracht und wir ihnen im Gegenzug ein
bisschen Deutsch. :)
Beim
Meeting (also dem Spielenachmittag) habe ich versucht, den Kindern
„Joy to the world“ beizubringen. Klang ziemlich holprig, aber wir
müssen ja auch keinen Wettbewerb gewinnen! :D Es hat den Kindern
zumindest Spaß gemacht, und darauf kommt es schließlich an. :)
Wir
sind mit Dada das erste Mal an die Schulen der Kinder gegangen. Wir
haben mit den Lehrern geredet und auch mit den Direktoren, haben
unser Projekt vorgestellt und uns nach der Leistung und der
Anwesenheit der Kinder erkundigt. Das ganze haben wir noch in Listen
eingetragen.
Eine
ganze Menge Vorlagen für solche Listen haben uns Ephraim (Dada
Ayembillas Sohn) und Daniel (ein anderer Freiwilliger) gebracht, die
uns aus Wenchi besuchen kamen. Sie sind die ganze Strecke von Wenchi
bis nach Bunkpurugu zu zweit inklusive Gepäck auf einem Motorroller
gefahren! Das ist ganz schön heftig, der Weg ist nämlich echt weit
und die Straßen sind ja auch nicht grade angenehm zu fahren in
unserer Gegend!
Wir
haben Daniel den Staudamm in unserer Nähe gezeigt und am Abend
hatten wir noch mit Ephraim eine Besprechung. Sie haben uns erzählt,
wie es mit der Arbeit in Wenchi weitergeht und uns wie gesagt jede
Menge Listen zum Ausfüllen gegeben. Da kam dann nochmal ne Menge
Arbeit auf uns zu! Es gab auch noch eine Besprechung mit den Lehrern,
bei der Ephraim nochmal über Pünktlichkeit und so geredet hat. Das
wird nämlich leider ziemlich vernachlässigt...
Mit
Elisa sind wir nochmal nach Tamale gefahren und haben dann bei Duston
(der Sohn unseres Gastvaters) übernachtet. Dort habe ich mir eine
Gitarre gekauft, damit ich wenigstens ein bisschen Musik machen kann,
ein Klavier kann man ja eher weniger gut transportieren!^^ Außerdem
gibt es hier keine Klaviere, im Dorf wussten sie noch nicht mal, was
das überhaupt ist! Gitarre muss ich noch üben, aber irgendwann muss
man ja mal anfangen. :)
Ich
habe mir auch einen Stoff gekauft und in Bunkpurugu sind wir dann
auch gleich damit zur Schneiderin gegangen. Falatienang (eines
unserer Kinder) hat uns den Weg zu einer Schneiderin gezeigt, weil
wir hier ja noch keine kannten. Ich habe mir aus dem neuen Stoff ein
Kleid und ein Top machen lassen.
Mit
Fati, dem Mädchen aus Linanturins Schule, mit der ich auch schon ein
paar Mal joggen war, haben wir gelegentlich noch was unternommen.
Einmal hat sie uns zu einem christlichen Jugendgottesdienst
eingeladen – als Muslimin wohlgemerkt!
Der
Gottesdienst war Open Air und fand an der Schule statt. Als wir
ankamen, hat uns der Moderator
durch die Menge hindurch begrüßt und uns gesagt, dass wir uns auf
die „Bühne“ auf Stühle setzen sollten. Das war uns mächtig
unangenehm, eigentlich wollten wir nur ein bisschen von hinten
zusehen... Dann mussten wir auch noch uns vorstellen durchs Mikro und
ich sollte was vorsingen auf Deutsch. Peinlich, aber die Leute sind
fast ausgeflippt vor Lachen. :D
Es
wurde sehr viel getanzt und die sind richtig dazu abgegangen. Ich
würde das Abspacken nennen, aber hier ist das normal. :P Die haben
so viel getanzt, dass der ganze Staub aufgewirbelt wurde. Wir haben
aber lieber einfach von unseren Plätzen aus zugesehen, das war schon
amüsant genug.
Der
Prediger kam aus der Pfingstgemeinde und er hat darüber gepredigt,
dass man eine Vision haben soll und der nacheifern soll. Oder so.
Manches war für mich nicht so leicht verständlich, aber die Leute
haben immer zustimmend „Yes!“ oder „Amen!“ gerufen. Oft wird
ihnen was gesagt, was sie nachsprechen sollen und alle machen immer
ordentlich mit. Manchmal frage ich mich, ob die hier überhaupt eine
Kritikfähigkeit besitzen, oder ob die einfach immer alles
nachplappern...
Nach
der Predigt hat der Pastor noch ne Gebetssession gemacht und dabei
Geister ausgetrieben. Das war ziemlich krass, da kamen Leute aus der
Menge in die Mitte, die geschrien haben, bzw. sie wurden dahin
getragen. Die haben sich dann auf dem Boden gewunden und geschrien,
bis der Pastor für sie gebetet hat und dann lagen sie einfach da.
Nach ner Weile sind sie dann aufgestanden und meistens mit Hilfe von
anderen weggetorkelt.
Als
der Pastor fertig war, hat ein anderer Typ weiter gemacht mit der
Gebetssession. Linanturin hat uns nach Hause gebracht, weil wir
ziemlich müde waren und ist dann wieder zurück. Fati haben wir
nicht mehr gesehen, sie wollte eigentlich nur kurz ins Haus und
später dazu kommen.
An
einem anderen Tag kam Dada Ayembilla uns besuchen. Er hat mir ein
Päckchen von Zuhause mitgebracht. Da hab ich mich natürlich riesig
gefreut! :) Er hat auch noch ein paar Materialien für die Extra
Classes mitgebracht, zum Beispiel sogenannte Copy Books für die
Kleinen zum Schreiben lernen. Außerdem gab es noch zwei neue Bälle
für die Spielenachmittage. :)
Das
heißt, am nächsten Mittwoch haben wir gleich die Bälle mitgebracht
und einen Fußballtag daraus gemacht. Das hat den Kindern total Spaß
gemacht, das hat man richtig gemerkt! :P Hinter der Schule ist ein
Bolzplatz, das hat also super gepasst. Die Mädels haben auch
ordentlich mitgemischt beim Spielen! ^^
Am
23. November sind wir nach Wenchi gefahren um dort mit den anderen
Freiwilligen die Geburtstage von Jonathan und Daniel nachzufeiern.
Aber darüber soll nochmal ein eigener Blogeintrag berichten...
Ende
November gab es bei uns schon beinahe so etwas wie eine anfängliche
Weihnachtsstimmung, weil Janina und ich zusammen einen
Adventskalender gebastelt haben (jeder hat für den anderen etwas
reingefüllt). Trotzdem ist es bei der Hitze schwer, irgendwie in
Stimmung zu kommen, trotz Tee und Kerzen.^^
Das
war eigentlich schon alles, was so im November passiert ist. Ich
hoffe, der Blogeintrag ist nicht zu lang, aber ich will jetzt endlich
mal schnell auf den aktuellen Stand kommen! Wir waren nämlich in der
letzten Zeit im Urlaub und deswegen konnte ich nichts schreiben...
Eure
Lisa
der Staudamm |
alle warten auf den Präsidenten - und es wird von überall zugesehen |
Fußball spielen bei den Großen... |
und den Kleinen. |
ich versuch's! |
unsere neuen Kleider |
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