Donnerstag, 16. Mai 2013

Stockbrot, Schwein und Affengrab – unser Trip nach Wenchi

Am 23. November morgens um halb eins haben Janina und ich uns aufgemacht, um zusammen mit Gesa das erste Mal nach Wenchi zu fahren. Da haben wir die Geburtstage von Jonathan und Daniel (nach-)gefeiert. Wenchi liegt sehr viel weiter im Süden des Landes, deswegen ist es dort von der Vegetation und dem Wetter ein bisschen anders als bei uns im Norden. Während der Fahrt haben wir auch schon gemerkt, wie es immer grüner wurde. In Tamale sind wir umgestiegen in einen Bus nach Techiman, der nächsten großen Stadt bei Wenchi. Der Bus hat zwischendurch bei einer Raststätte (ja, wirklich, sowas gibt es hier! :P) angehalten und wir haben uns etwas zu Essen geholt, unter anderem eine superleckere saftige Ananas! Im Süden gibt es viel mehr Früchte als bei uns und nach der Ananas haben wir uns noch viel mehr darauf gefreut.
Als wir endlich (zugestaubt und müde) ankamen, war Jonathan schon da. Wir haben uns erstmal ein bisschen frisch gemacht und dann sind wir zusammen mit den Kindern aus dem Projekt zur Feuerwehr gegenüber gegangen (ja, auch so etwas gibt es hier!). Die Feuerwehrmänner haben den Kindern alles erklärt und Fragen beantwortet. Dann gab es noch eine kleine Führung und eine Inspektion des Feuerwehrautos, ihr ganzer Stolz. :P Ich bin zwischendurch abgehauen und hab mich ein bisschen hingelegt, weil ich so müde war!
Am nächsten Morgen gab es ein richtig fettes leckeres Frühstück mit ganz viel Obst. Mmmmh! :)
Wir sind alle zusammen (Sarah, Daniel, Ephraim, Jonathan, Gesa, Janina und ich) zum Haus des Pastors in Wenchi gegangen. Sein ältester Sohn ist nämlich ein paar Tage zuvor bei einem Motorradunfall gestorben und es ist üblich, dass man die Familie besucht und „mittrauert“. Die Beerdigung war erst ein paar Tage danach. Der Pastor war mir sehr sympathisch (nicht nur weil er ein T-shirt mit dem Todesstern aus Star Wars anhatte! :D).
Nach diesem Besuch sind wir losgegangen, um das Schwein zu begutachten. Sarah und Daniel haben nämlich extra eine Feuerstelle in den Garten gebaut und ein Schwein gekauft, damit wir es über dem Feuer braten können – zur Feier des Tages. ;)
Das Schwein war noch ziemlich lebendig in einem kleinen Stall und wir haben zugesehen, wie zwei Männer es an den Beinen gefesselt haben und dann zu uns nach Hause gebracht haben. Dabei hat es ganz ängstlich und laut (!) gequiekt, das wusste wohl, was ihm bevorsteht!
Zuhause haben sich dir Männer dann daran gemacht, das Schwein zu töten. Ich bin erstmal duschen gegangen, das wollte ich mir eh nicht ansehen. Als ich später rauskam, haben sie dem Schwein schon die Kehle durchgeschnitten und es lag auf einem Stein, von dem noch das Blut floss. Sah nicht so brutal aus, wie es klingt, ich fand es eher interessant. Aber die ganze Prozedur war auch ziemlich eklig, vor allem, als sie die Eingeweide rausgenommen haben! Einige von denen wurden in den Suppentopf geschmissen, der Rest wurde im Garten verbuddelt. Mit heißem Wasser und einer Machete wurden die Borsten abgeschabt. Dann wurden der Kopf und die Füße vom Körper getrennt und zum Schluss wurde die Stange durch den Rumpf gerammt.
Ich bin zwischendrin mit Daniel auf dem Moto los um ein Heft zu kaufen, weil ich mir noch ein paar Akkorde von Gesas Liederbuch abschreiben wollte zum Gitarre lernen.
Ich habe mich dann mit den Schreibsachen draußen auf die Mauer gesetzt und in Daniels Auftrag ab und zu mal das Geschehen an der „Schlachtbank“ fotografiert.
Später sind Ephraim, Daniel, Gesa und ich nach Techiman gefahren mit den zwei Motos, um Geld abzuheben. Auf dem Weg hat Ephraim angehalten, weil wohl irgendwas am Moto nicht stimmte, aber er ist nach kurzer Zeit weitergefahren. Später haben wir erfahren, dass die Bremse wohl kaputt war! Die Handbremse war wohl schon lange kaputt und jetzt ist auch noch die andere kaputt gegangen! Aber Hauptsache, das Ding rollt noch! Gut, dass Gesa (die bei Ephraim mitgefahren ist) während der Fahrt nichts davon wusste, sie hätte noch viel mehr Angst gehabt! Sie meinte schon so, dass der Trip Horror war, weil Ephraim so schnell fährt! Naja, wegen diesem Zwischenfall sind wir doch etwas länger als geplant in Techiman geblieben, weil Ephraim noch zur Werkstatt gefahren ist. Wir saßen solange in einer Bar und haben auf ihn gewartet, weil er, wie er sagt, viel mehr bezahlen müsste, wenn wir dabei wären!
Als wir zurück kamen, waren die anderen schon dabei, ein Feuer zu machen. Dann haben wir die Stange mit dem Schwein über das Feuer gehängt und langsam gedreht – wie bei Asterix. :P Zwischendurch hat es richtig angefangen zu regnen und da sind wir alle rausgerannt und haben uns mit einem Tuch um die Feuerstelle gestellt, damit das Schwein nicht nass wird. Der ganze Garten war so voller Schlamm, dass man aufpassen musste, dass man nicht stecken bleibt! War ein bisschen wie eine Wattwanderung da draußen. :P Sarah hat noch einen Stockbrotteig gemacht. Ephraim hat den Pastor und seine Frau eingeladen, die saßen dann in der hall rum und haben sich gelangweilt, während wir uns draußen um das Essen gekümmert haben – die Armen! Ephraim hat die ganze Zeit gesagt, dass wir reingehen und die unterhalten sollen, dabei hat er sich selbst nicht zu denen gesetzt, obwohl er nichts zu tun hatte... Naja. Er meinte dann noch, dass wir Stockbrot machen sollen und zu ihnen reinbringen sollen. Er hat das Prinzip von Stockbrot wohl nicht ganz verstanden! :D So wurde die Geburtstagsfeier ein bisschen unangenehm und stressig, aber am nächsten Tag haben wir das dann nachgeholt. :)
Der nächste Tag war ein Sonntag. Jonathan ging es schlecht. Sarah hat ihm Tabletten gegeben, aber er ist nicht mit in den Gottesdienst gegangen. In der Kirche wurde dann für Daniel „Happy Birthday“ gesungen. Leider war die Predigt auf Twi, der Stammessprache hier, aber wir hatten Übersetzer, doch die haben glaube ich unterschiedliche Sachen übersetzt.^^
Später kam der Pastor noch vorbei, um nach Jonathan zu schauen, das fand ich sehr nett, er kannte ihn doch kaum! :)
Abends haben wir dann die „richtige“ aber inoffizielle Geburtstagsfeier gemacht, so wie wir es uns eigentlich vorgestellt hatten. Wir haben gemütlich um das Feuer Stockbrot gemacht und den Rest vom Fleisch noch überm Feuer gegrillt. Gesa hat dazu noch eine superleckere Soße gemacht! :) Später haben wir zusammen einen Film geguckt und dabei eine ganze Packung Vanilleeis gegessen. Mmmmmh! Das war ein schöner Abend. :)
Am nächsten Tag haben wir ein Ausflug in ein Affendorf gemacht. Laut Ephraim war das „gleich um die Ecke“, aber wir sind im Endeffekt 2 Stunden gefahren! Der Pastor ist auch mitgekommen und so konnten wir sein Auto nutzen. Es passten aber nicht alle rein, deswegen sind Janina und Daniel mit dem Moto hinterhergefahren. Im Affendorf sind wir mit einem Führer dann in den Wald gegangen. Wir haben vorher noch ein paar Bananen gekauft, damit haben wir die Affen gefüttert. In dem Wald leben zwei Affenarten, die eine war scheu und nur in der Ferne auf den Bäumen zu sehen, aber die andere Art (namens Mona) kam ganz nah ran und haben uns die Bananen aus der Hand gefressen. Die waren voll süß und manche hatten sogar noch Babys dabei! :)
Im Wald gab es auch einen Affenfriedhof. Auf den Grabsteinen stand die Art, das Geschlecht, ob es ein Jungtier war oder erwachsen und wann es begraben wurde. Die Menschen und die Affen leben hier sehr friedlich miteinander und es ist nicht erlaubt, diese Affen zu jagen.
Wir sind noch in einen kleinen Souveniershop gegangen und dann nach Hause gefahren.
Am 27. November sind Janina und ich wieder zurück nach Bunkpurugu gefahren. Zum Glück konnten wir in Tamale, wo wir umsteigen wollten, noch ein Ticket kaufen, obwohl wir erst ankamen, als der Bus nach Bunkpurugu schon längst hätte abfahren sollen! Tja, this is Ghana for you! :P

Eure Lisa
bereit für den Grill

ein Mona-Äffchen

beim Füttern
"Ich danke recht herzlich für das vorzügliche Mahl!"



Baby ist immer dabei!

der Affenfriedhof
eines der Gräber



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