Mittwoch, 29. Mai 2013

Mal eben rüber nach Jirapa

Am 18. Dezember sind wir los nach Jirapa. Wir mussten natürlich wieder um 1 Uhr nachts aufstehen, wie immer, wenn wir verreisen, weil die einzigen zwei Busse, die Bunkpurugu verlassen, um diese Zeit fahren. Mitten in der Nacht stundenlang in der Kälte (ja, wir konnten Kälte verspüren!) an der Busstation zu warten, war natürlich nicht gerade angenehm. Aber das war noch unser kleinstes Problem während dieser Reise. Als wir endlich in Tamale ankamen, wo wir nach Wa umsteigen wollten, fing die Reise an, richtig ungemütlich zu werden. Der Bus fuhr nicht – wie sonst – bis zur Busstation, sondern hat alle Reisenden am Straßenrand mitten in Tamale rausgeschmissen. Na toll. Wie sollten wir jetzt mit unseren schweren Koffern zur Station kommen? Zum Glück saß im Bus eine Frau, die gleich auf uns zukommt und uns ihre Hilfe anbietet. Draußen nimmt eine andere Frau unsere beiden (!) Koffer schon auf den Kopf und geht voran zur Station. Wir mit der hilfsbereiten Mitreisenden hinterher. An der Station geben wir der Koffertragenden ein paar Cedi (das ist nämlich hier so eine Art Job) und sehen uns schon wieder mit dem nächsten Problem konfrontiert. Wir mussten nämlich ein Ticket für den Metro Mass Bus nach Wa besorgen und hatten darum ein Tag vorher versucht, Duston anzurufen, damit er uns die Tickets schonmal kauft. Aber da wir ihn nicht erreichen konnten, haben wir ihm eine SMS geschickt und gehofft, dass es auch so klappen würde. Jetzt stehen wir also hier in Tamale. Zu unserem Erschrecken steht auch schon der Bus nach Wa bereit und das Gepäck wird verladen. Also rufen wir schnell Duston an und fragen, wie es mit den Tickets aussieht. Der meint, dass er die Nachricht zwar gekriegt, uns aber keine Tickets gekauft hat, weil der Bus theoretisch schon weggewesen wäre, wenn wir ankämen. Mist. Ich gehe schnell zum Busfahrer und frage, ob vielleicht noch Tickets übrig sind, aber es gibt nur noch Stehplätze. Nein danke, das wollen wir uns definitiv nicht antun!
Also muss schnell eine andere Lösung her. Ein Trotro ist auch ein Ding mit Rädern und könnte uns doch bestimmt auch bis nach Wa bringen. Also auf zur Trotro-station! Janina wartet an der Metro-Mass-station mit den Koffern, während ich mit Frau Hilfsbereit zur Trotro-station laufe, die zum Glück nicht so weit entfernt liegt. Unterwegs erzählt sie mir ganz nebenbei, dass sie die Mutter von unserem kleinen Dan ist! Da bin ich erstmal baff. Wir haben uns schon immer gefragt, wer die Mutter ist und wo sie lebt. Da läuft also die Lösung des dunklen Rätsels fröhlich neben mir her.
An der Trotro-station wird uns gesagt, dass tatsächlich ein Trotro nach Wa fährt. Also schnell wieder zurück, um Janina und die Koffer abzuholen. Dummerweise haben wir kaum noch Bargeld da. Das bisschen, was wir noch im Portmonnaie haben, würde gerade mal für ein Ticket nach Wa reichen, aber wir müssen ja noch für die Koffer bezahlen, und wie sollte es in Wa ohne Geld weitergehen? Also rufen wir schnell Duston an, damit er uns mit seinem Moto zu einer Bank zum Geldabheben bringen kann und er verspricht, so schnell wie möglich zu kommen. „So schnell wie möglich“ ist in Ghana ein Begriff, der sehr weit ausdehnbar ist. Als nach ein paar Stunden das Trotro schon bereit steht, ist Duston immernoch nicht aufgekreuzt. Wir sitzen schon drin, können aber für das Gepäck nicht bezahlen und deshalb will der Fahrer es auch nicht aufladen, aber ewig kann das Trotro natürlich auch nicht auf uns warten. Ein letzter verzweifelter Anruf an Duston und zum Glück erscheint er kurze Zeit später in der Tür des Trotros mit einem breiten Grinsen im Gesicht und doppelt so viel Geld wie wir eigentlich benötigen in der Hand. Das ist ein Geschenk, sagt er. Er kommt uns in diesem Moment vor wie ein Engel und wir haben uns noch nie so sehr gefreut, ihn zu sehen! :D
Puh, jetzt sitzen wir in einem Trotro nach Wa, jetzt kann doch nichts mehr schiefgehen.
Ha, wie naiv! Es kann noch einiges schiefgehen, wie uns die Weiterreise lehrte.
Mitten in der Pampa gibt das Trotro seinen Geist auf (ist ziemlich normal hier, weil die Trotros einfach so schrottig sind – die wären bei uns nicht mal vor zehn Jahren durch den TÜV gekommen!). Also steigen wir mit den anderen Mitfahrern aus, vertreten uns die Beine und nutzen die Unterbrechung für eine Pinkelpause, während der Fahrer anfängt, am Trotro rumzuwerkeln. Wir stehen auf einer staubigen Landstraße inmitten vom vertrocknetem Busch. Hier und da knistert ein kleiner Buschbrand und die Geräusche von unbekannten Vögeln tönen aus den Bäumen. Durch den aufgewirbelten Staub der Straße und den Rauch der Buschbrände ist die Luft düster und stickig. Die Sonne tut ihr Bestes, um durch die braunrote Schicht zu scheinen, aber dennoch kann man nicht weit sehen und es kommt uns vor wie in der Abenddämmerung, dabei ist es mitten am Tag!
Endlich wird das Trotro irgendwie (vielleicht durch Magie?) wieder in Gang gesetzt und die lustige Fahrt geht weiter. Aber nicht sehr lange, denn im nächsten Dorf wird wieder angehalten. Dort ist angeblich eine Werkstatt. Naja, was hier so alles als Werkstatt bezeichnet werden kann! Ein (fast) leerer Platz an der Straße mit einem zerfallenen Gebäude und ein paar verrosteten Autowracks. Dahinter ein kleines Wäldchen und sonst nichts. Diesmal dauert die Unterbrechung länger. Ein paar der muslimischen Mitreisenden beginnen damit, ihre Gebetsmatten vor dem Gebäude (oder sollte ich sagen: Ruine?) in Richtung Mekka auszubreiten (vermute ich mal), um ihre nachmittäglichen Gebete aufzusagen. Wir rufen solange mal in Jirapa an und sagen Bescheid, dass wir wahrscheinlich etwas später als beabsichtigt ankommen werden. Zwei junge Männer stellen sich an den Straßenrand und versuchen per Anhalter irgendwie weiterzukommen. Aber es rauschen meistens nur Motos vorbei. Währenddessen versucht der professionelle Automechaniker mithilfe von Klopfen mit dem Schraubenschlüssel gegen die Felge des Hinterreifens, das Trotro wieder in Gang zu bringen. Oh Wunder! Nach einer Weile geht es tatsächlich weiter, und zwar grade nachdem wir ein Stoßgebet Richtung Himmel geschickt haben.
Die Weiterfahrt wird zum staubigsten Erlebnis in Ghana (und das will was heißen!). Wir sind über und über mit einer braunen Staubschicht bedeckt und ich beginne schon, den roten Sand auszuhusten. Die Sonne ist verdeckt (wenigstens etwas Gutes) und lässt sich nur noch gelegentlich als rote Kugel durch die kahlen schwarzen Äste der Bäume am Wegesrand blicken.
Als es schon dunkel ist, wird das Trotro noch ein letztes Mal von seinen Lebensgeistern verlassen und wir steigen am Rand einer geteerten Straße aus. Das zeigt, dass wir uns einer größeren Stadt nähern – Wa! Es tut gut, sich die Beine vertreten zu können, weil man in dem Trotro stundenlang in derselben Position festsitzt und sich fast gar nicht rühren kann. Wir setzen uns auf den warmen Asphalt und schauen uns die Sterne an. Wenn sich in der Ferne das Licht von Scheinwerfern blicken lässt, springen wir schnell von der Straße. Nach einer Weile geht es endlich weiter und diesmal ohne weitere Unterbrechung bis nach Wa.
Zum Glück holt uns unser Gastbruder Ephraim von dort aus mit dem Auto ab, denn im Stockdunkeln und um diese Zeit ein Trotro zu finden, dass uns nach Jirapa bugsiert, dürfte sich als schwierig erweisen. Außerdem sind wir komplett geschafft von der Fahrt und ich schlafe auf der gemütlichen (zumindest im Gegensatz zum Trotro) ledernen Sitzbank fast ein. Wäre da nicht die Musik, die ein jeder Ghanaer stets während der Fahrt laufen hat (ich vermute, dass die Autos hier sonst gar nicht erst anspringen). Aber das stört mich mittlerweile gar nicht mehr, ich bin nur froh, dass wir jetzt endlich am Ziel dieser verrückten Reise angekommen sind.
Jirapa empfängt uns mit offenen Armen. Mit einer Dusche, einem Bett und etwas zu Essen, dass die anderen extra für uns übrig gelassen haben, denn die Abendessenszeit ist längst vorbei. 22 Stunden hat dieser Mördertrip gedauert (so wird er jetzt immer heißen), aber Gott sei dank (wortwörtlich) sind wir heil in Jirapa angekommen!

Eure Lisa

das nenne ich mal Frauen-Power!

knapp, aber passt schon^^

bei der "Werkstatt"

unser Trotro wird repariert bzw. zusammengeflickt

meine Position für ca. 8 Stunden

Sonnenuntergang mitten im Busch

Samstag, 25. Mai 2013

Ein ereignisreicher Wahltag

07. Dezember
Es fing damit an, dass wir um acht mit Lamisi (einer unserer Lehrerinnen) verabredet waren, um zusammen zu den Wahlen zu gehen. Sie kam ein bisschen zu spät, aber das machte nichts, wir haben uns draußen unter den Baum gesetzt, nachdem uns fertig gemacht hatten. Es war irgendwie ganz ruhig (Janina nannte es die „Ruhe vor dem Sturm“, und damit hatte sie absolut Recht!) und mir kam es vor, wie Urlaub, weil alle frei hatten und so viel Besuch da war. Die Temperatur im Schatten war gerade richtig, es war ein bisschen wie Sommer in Deutschland. :)
Als Lamisi dann kam, sind wir auch direkt los zum „Wahllokal“. Ihres war an der Polizeistation. Als wir ankamen, standen da schon ganz viele Leute in einer Schlange. Wir haben uns erstmal auf eine Stufe vor das Gebäude gesetzt. Überall liefen Leute rum und wir haben einen Mann getroffen, dem wir gestern schon bei Charity Zuhause getroffen haben. Er dachte, wir würden ihn nicht wiedererkennen, haben wir aber doch. :) Sein Name ist Francis und er wohnt eigentlich in Wenchi. Er hat an dem Tag, als wir dort im Gottesdienst waren, Keyboard gespielt und konnte sich noch daran erinnern, dass Daniel Geburtstag hatte! :D Die Welt ist klein.
Lamisi hat sich nach ner Weile auch in die Schlange gestellt, aber es hat sich voll gezogen! Als sie nach sehr langer Zeit ungefähr bei 1/3 angekommen ist, hat sie die Schlange verlassen und sich zu uns gesellt. Später, als ihr Platz fast bis ganz vorne vorgerückt war, hat sie sich wieder dort angestellt. Wir haben zugesehen, wie sie zuerst eine Karte gezeigt hat, die sie als wahlberechtigt ausweist. Dann musste sie ihren Fingerabdruck verifizieren lassen und danach ihren kleinen Finger in eine Tintendose tunken. Diese ganzen Vorsichtsmaßnahmen sind wohl nötig, weil in der Vergangenheit immer wieder geschummelt wurde. Später habe ich im Radio gehört, dass es wohl vielerorts Probleme gab mit den Maschinen, die die Fingerabdrücke verifizieren und dass deshalb einige gar nicht wählen konnten! Oh Mann.
Jedenfalls hat Lamisi danach den ersten Wahlzettel bekommen, der für die Parlamentswahl war. Den hat sie hinter einem Pappkarton, der mit großen Steinen aufgestellt war (die Wahlkabine), ausgefüllt. Die Wahlen werden durch einen Fingerabdruck abgegeben, wie Janina und ich gestern im Fernsehen gesehen haben. Nachdem sie den Zettel in die passende Urne gesteckt hat, kam die Präsidentschaftswahl dran.
Als sie alles hinter sich gebracht hat, sind wir mit ihr in die Stadt gegangen. Sie wollte sich nämlich noch die Haare machen lassen und wir hatten ja nichts zu tun und wollten das uns gerne mit ansehen. Unterwegs sind wir einer Frau begegnet, die süßes Gebäck verkauft hat. Ich wollte mir welches holen, aber Lamisi hat uns welche ausgegeben. Superlecker! Wir haben noch John's Schwester (der, der uns am Anfang durchs Dorf geführt hat) getroffen, die wir ganz am Anfang schonmal kennengelernt haben und haben einen kleinen Zwischenstopp in ihrem Laden gemacht (sie verkauft Haare und Pflegemittel). Dort haben wir Wasser getrunken und sind dann weiter zu Lamisis Friseurin. Dort wurde gerade noch eine andere Frau frisiert. Wir haben uns dazu gesetzt und zugesehen. Die einzelnen Haarteile wurden richtig an die Kopfhaut angenäht, wo die echten Haare schon vorher drangeflochten waren. Sah sehr witzig aus.^^ Danach war noch eine andere Frau dran, aber wir waren das ganze Sitzen leid und so sind wir erstmal wieder gegangen, weil Lamisi meinte, wir müssen Pito probieren. Das ist ein typisch ghanaisches alkoholisches Getränk. Also dachten wir, das müssen wir zumindest mal probiert haben. Wir sind in einen Hof gegangen, der wie bei einem normalen Wohnhaus aussah. Da saßen aber ganz viele Menschen drin und alle hatten eine Schüssel mit Pito in der Hand. Die Schüssel sahen aus, wie die Schale von einer Frucht und die Flüssigkeit sah ein bisschen wie Bier aus. Ich glaube, Pito ist auch so etwas ähnliches wie Bier. Wir haben uns hingesetzt und auch eine Schüssel gekriegt. Das schmeckte aber nicht so lecker, ziemlich sauer. Lamisi sagt, dass sie eigentlich die nichtalkoholische Variante wollte, die süß schmeckt, aber die war wohl alle. Müssen wir also ein andern Mal probieren. Danach sind wir noch in die Stadt zu einer Bar gegangen und Lamisi hat uns noch eine Cola spendiert. Da war es ungefähr 12 und langsam wurden wir hungrig. Wir haben ausgemacht, dass Janina und ich erstmal nach Hause gehen und Mittag essen und dann zurück zu dem Friseur gehen. Lamisi ist solange schonmal zum Friseur gegangen.
Zuhause haben wir Joloff Rice mit Spaghetti gegessen und dann haben wir uns ein bisschen ausgeruht. Janina war voll müde und hat ein bisschen geschlafen. Als ich grade am Gitarre spielen war, kam Duston rein. Er trug eine komische Brille aus Fensterglas und ich hab ihm gesagt, dass das nicht gut aussieht! :D Aber er hat gesagt, er trägt die eh nur zum Schutz gegen den Fahrtwind, weil er jetzt zurück nach Tamale fährt, Dabei hat er letztens doch noch gesagt, dass er erst Sonntag fährt! o.O Naja, er meinte, dass er morgen wieder arbeiten muss. Er hat mir verboten, Janina zu wecken, um ihm Tschüss zu sagen und dann ist er weg. Nach kurzer Zeit habe ich Janina aber doch geweckt, weil wir dann so langsam mal wieder zu Lamisi mussten. Wir haben auf dem Weg noch Duston auf seinem Moto getroffen, der gerade vom Tanken kam, so konnte Janina ihm auch noch Tschüss sagen. Den Weg zum Friseur haben wir nicht mehr ganz gefunden. Zuerst sind wir im Kreis gegangen, weil uns ein Mann einfach wieder zurück zur Hauptstraße geschickt hat. Da haben wir aber nochmal nachgefragt, und eine Frau wusste, wo der Laden ist und hat uns hingeführt. Dort saß Lamisi schon und hatte die Haare nach allen Seiten abstehen! :D Wir haben ihr gesagt, dass sie das so lassen soll, aber sie hat gelacht und gesagt, dass sie die so glatt und weich machen möchte wie unsere Haare! :D Die Friseurin hat ihr eine Creme sehr sorgfältig in die Haare geschmiert, das sah sehr lustig aus.^^ Dann musste das erstmal einwirken. Die ganze Zeit, während wir gewartet haben, kamen Leute und haben sich mit uns bzw. mit Lamisi und der Friseurin unterhalten. Das ganze fand nämlich draußen statt und war irgendwie eine gemütliche Runde. Da war auch eine Frau mit einem Baby, das ganz speckig war. Der Kleine hieß glaub ich Felix oder so ähnlich und Janina und ich haben ihn beide auf den Schoß genommen. Der hatte gar keine Angst und war so süß!
Nach einer Weile wurde Lamisi die Haare ausgewaschen und dann mit Lockenwickler aufgewickelt. Während Lockenwickler bei uns die Funktion haben, die Haare zu locken, dienen sie hier dazu, sie glatt zu machen. Damit war Lamisi erstmal fertig. Wenn ihre Haare getrocknet sind, würde sie wieder zurück kommen. Wir sind nach Hause gegangen und sie ist auch nach Hause. Aber sie meinte, wenn sie morgen Zeit hat, kommt sie vielleicht nochmal vorbei.
Linanturin kam rein und hat gesagt, dass wir Besuch von einem Lom oder Christian hätten, der draußen wartet. Ich konnte mich an niemanden mit diesem Namen erinnern und dachte, es wäre wieder einer von den unzähligen Typen, die wir irgendwann mal auf der Straße getroffen haben und die gesagt haben, dass sie uns mal besuchen kommen. Aber als ich rauskam, war es ein Typ, den wir in Tamale, wo wir übernachtet haben, getroffen haben. Er kann ein bisschen deutsch. Peinlich, dass ich seinen Namen vergessen hatte, aber es war nett, ihn wiederzusehen. Er hat ein bisschen mit mir gelabert und ich hab ihm gesagt, dass Janina am Schlafen ist. Ich habe dann noch zugesehen, wie Linanturin T.Z. gekocht hat und bin ihr ein bisschen zur Hand gegangen. Eigentlich nur beim Fleisch schneiden. Dabei hat sie mit dem Messer richtig draufgehackt, um die Knochen zu brechen. Lom sagte, dass wir ganz viel solche Sachen lernen müssen und wenn er hier wohnen würde, wären wir innerhalb von einer Woche soweit, dass wir immer für die Familie das Essen kochen! :D Dan kam und hat mir ein Wasserpäckchen gegeben. Süß, aber ich hatte gar keinen Durst. Das habe ich Linanturin auf Englisch gesagt und daraufhin hat Dan das Päckchen wieder an sich genommen und hat es zurück gebracht. Ich war ganz erstaunt, aber Linanturin hat gesagt, dass er wohl verstanden hat, was ich gesagt habe, weil er Englisch in der Schule lernt. Wow, so ein kleiner Stöpsel! :D Der ist so knuffig! Heute morgen wollte ich den Korb mit den Töpfen zurück in die Küche bringen, da kam Dan hinter mir hergerannt und hat ihn mir abgenommen und selbst in die Küche gebracht.^^
Hamilton (noch ein Sohn von Dada) kam später auch noch zu unserer kleinen „T.Z.-Runde“ dazu und Janina auch nach einer Weile. Lom musste dann irgendwann nach Jimbale, einem Nachbardorf, wo er und Dada geboren sind. Er wollte seine Familie besuchen. Hamilton meinte, dass einer von uns mitgehen sollte, um das Dorf anzusehen. Das sei wohl viel ursprünglicher als Bunkpurugu (noch mehr?!) und das „richtige“ ländliche Afrika. Janina wollte, dass ich gehe und ich hatte auch Lust drauf. So habe ich zwar das T.Z.-Machen verpasst, aber da kippt man eh nur Maismehl und heißes Wasser zusammen. :P
Hamilton hat mir einen Helm gebracht und gefragt, ob er mir noch einen Pulli geben soll. Ich habe gesagt, ist nicht nötig, weil ich selber einen habe und gefragt, wofür ich den überhaupt bei diesen Temperaturen brauche! Er meinte, dass sonst mein Oberteil so staubig wird, also habe ich noch meinen Pulli geholt und hab mich dann hinten auch Loms Moto gesetzt. Wir sind über den übelsten Trampelpfad durch die Felder gefahren und er hat mir gezeigt, aus welchen Gräsern man die Dächer macht.
Nach einer kurzen Weile kamen wir auf die Hauptstraße und dort ist uns der eine Reifen geplatzt, als wir über einen Stein gefahren sind, der wohl doch ein bisschen zu spitz gewesen ist. Da standen wir also – mitten in den Kapaten und konnten nicht weiter. Ich hatte mein Handy nicht mit und Lom hatte auf seiner MTN-Karte keine Credits mehr, nur auf der Vodafone-Karte, aber das hatte hier kein Netz... Aber zum Glück war nur ein Haus weiter so eine Art Werkstatt und Lom hat mit noch jemandem das Moto dorthin geschoben. Es stellte sich dann raus, dass der Mann in dem Haus zwar den Reifen flicken könnte, aber nicht aufpumpen, er hat nämlich nur eine Fahrradpumpe. Also haben wir uns auf den Weg zur nächsten Werkstatt gemacht, dabei das Moto geschoben. Ein Mann kam und hat uns geholfen, indem er vorsichtig mit dem Moto gefahren ist. Uns hat er sein Fahrrad überlassen und wir sind damit weitergegangen. Ein anderer Mann kam und hat gesagt, einer soll mit dem Fahrrad fahren und der andere bei ihm hinten auf dem Fahrrad mitfahren, er hatte nämlich einen Gepäckträger. Ich bin lieber selbst gefahren und Lom hat sich hinten bei dem Mann drauf gesetzt. Ich war schon misstrauisch, weil der andere Mann einfach so mit dem Moto davon gedüst ist, aber das war unberechtigt. Als wir bei der „Werkstatt“ ankamen (es war einfach ein normales Wohnhaus, wo halt der Mann wohnte, der das reparieren konnte), stand er da schon und hat uns erwartet. Das Fahrrad war ziemlich klapprig und hat immer nach links gezogen. Es war also gar nicht so einfach, damit zu fahren, vor allem bei diesen kaputten Straßen, die teilweise nur aus Sand bestehen! Aber wir haben es geschafft und Lom hat den Hut vor mir gezogen.^^ Dann wurde der Reifen geflickt und wir haben uns solange unter den Baum vorm Haus gesetzt und uns unterhalten. Lom hat mir erzählt, dass er eigentlich Yennulom heißt. Das bedeutet „Gottes Wille“ oder auch „Gott ist Liebe“. Die Geschichte dahinter ist, dass bei seiner Geburt seine Eltern Angst bekommen hätten, weil er weiße Haare hatte (seine Haut ist auch ganz hell und seine Haare jetzt hellbraun), aber sein Großvater kam und hat gesagt: „Das ist Gottes Wille!“ Deswegen haben sie ihm den Namen gegeben. Mit englischem Namen heißt er Christian oder Chris und ich hab gesagt, dass mein Bruder denselben Namen hat.^^
Die Reperatur hat ziemlich lange gedauert und als das Moto endlich fertig war, war es schon fast ganz dunkel! Wir aber trotzdem weitergefahren. Als wir in Jimbale ankamen, war es stockdunkel, weil es in dem Dorf keine Elektrizität gibt. Wir sind zuerst zu dem Haus von Lom's Onkel und Tante gefahren, aber es war niemand zuhause außer das Hausmädchen. Wir sind also weiter zu seinem Elternhaus, aber auch da war niemand da! Aber er hat mir den Raum gezeigt, in dem er geboren wurde! Der Raum ist der einzige, der seit über 20 Jahren nicht verändert wurde. Vor dem Haus hat er mir noch die Gräber von seinen Großeltern gezeigt. Da waren einfach ein großer Steinblock. Er sagte, es gibt auch Friedhöfe, aber sie wollten sie vor dem Haus begraben zur Ehrerbietung.
Als nächstes haben wir bei einer Stelle halt gemacht, wo grade die Stimmzettel ausgezählt wurden. Das schien ein Riesenspektakel zu sein, zumindest standen ganz viele Leute drumrum und das war abgesperrt. Dort haben wir Lom's Cousin Ernest getroffen. Dann gings weiter zu einer anderen Stelle, wo ausgezählt wurde. Dort war sein Bruder Sylvester mit beim Auszählen dabei. Er ist der „First-born“ und sein Spitzname ist Sly. Er hatte aber nicht viel Zeit, mit uns zu reden, weil er bei der Stimmauszählung gebraucht wurde.
Wir sind also wieder zurück. Zuerst haben wir überlegt, ob wir einen anderen Weg zurück nehmen, der zwar länger dauert, aber nicht so kaputt ist wie der Hinweg. Mir war's egal und wir haben dann den kürzeren wieder genommen. Kurz nachdem wir das Dorf verlassen haben, stand ein Mann mit seinem Moto am Straßenrand. Sein Licht ist wohl kaputt gegangen und wir sollten knapp hinter ihm herfahren um ihm zu leuchten. Ein anderer Mann wollte ihm schon seine Taschenlampe anbieten, aber ich denke, das wäre nicht die beste Lösung gewesen... Also sind wir hinter ihm hergefahren und er hat uns den ganzen Staub ins Gesicht gewirbelt.^^ Aber dafür kannte er die Straße schon und hat uns quasi auf den geschicktesten Wegen geführt.
Ungefähr an der Stelle, wo wir vorhin den Platten hatten, hat uns der andere Mann verlassen. Nach ner Weile kamen wir dann endlich Zuhause an. Janina war gerade am duschen und wir haben Dada erzählt, was wir erlebt haben. Ich bin zu Janina und hab ihr auch alles berichtet. Sie ist mit Hamilton zu den Wahlauszählungen gegangen, aber es war wohl nicht so spannend. :P
Ich habe mir die Füße gewaschen, die waren sowas von dreckig! Ich fühlte mich schon fast ein bisschen ghanaisch, so braun wie die waren! :D
Ich habe das fast kalte T.Z. gegessen und währenddessen kam Lom und hat gesagt, dass er jetzt doch zurück nach Nakpanduri fährt. Ich hab mich für den verrückten Trip bedankt und er hat gesagt, dass ich ihm deutsche Schokolade geben soll, die mag er nämlich total gerne! (Verständlich.) Er hat sich so Mühe gegeben, das auf deutsch zu sagen, dass ich ihm was von meiner Ritter Sport abgegeben habe.^^ Ich und Janina mussten dann natürlich auch noch ein Stück essen.
Am Abend habe ich noch Tagebuch geschrieben, das hat wie zu erwarten sehr lange gedauert! Ich habe nur an diesem Tag geschrieben und dafür 2 ½ Stunden gebraucht! Aber um 12 hab ich mir dann gedacht, jetzt reichts, den Rest schreibe ich morgen. :P
Und das war der 7. Dezember. Die Wahlen hat übrigens der ehemalige Präsident wieder gewonnen...

Eure Lisa
Die Schlange im "Wahllokal"

Die Wahlkabine

...und -urne

beim Frisör

Specki :D

Was war los im DEZEMBER?

Am ersten Dezember haben Janina und ich einen Spaziergang gemacht – in Top und kurzem Rock! Wir haben uns eingecremt, damit wir keinen Sonnenbrand bekommen (am ersten Dezember!!!). Wir konnten es echt kaum glauben, dass der Weihnachtsmonat angebrochen ist... Draußen wurde es statt weiß braun, denn die Trockenzeit hat angefangen und das ganze Grün ist verdorrt (leider). :( Es hat auch so gut wir gar nicht mehr geregnet.
Jeden Tag haben wir ein Türchen von unserem selbstgemachten Adventskalender aufgemacht. Für den Kalender haben wir 24 Streichholzschachteln gekauft – der Verkäufer hat uns ein bisschen komisch angesehen, aber egal. :P Und für die Adventsonntage haben wir vier Kerzen mit ein paar Bändern und einer Klopapierrolle notdürftig zu einem Adventskranz zusammengebastelt. Das sah zwar etwas krüppelig aus, aber diese Tradition wollten wir uns nicht nehmen lassen. :) Leider fehlten hier so viele der schönen deutschen Weihnachts- und Adventstraditionen! Wie soll man denn auch bei 35°C und Sonnenschein in Weihnachtsstimmung kommen?!
Am ersten Adventsgottesdienst wurde in der Kirche Erntedank gefeiert. Weil eben zu dieser Zeit Erntezeit ist. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass erste Advent ist, ich glaube, das wird hier in Ghana gar nicht gefeiert, sondern nur Weihnachten selbst.
Am 7. Dezember waren die Präsidentschaftswahlen in Ghana. Zu diesem Zweck sind Duston und noch ein paar andere Familienmitglieder nach Bunkpurugu gekommen, weil sie hier registriert sind zum Wählen. Das heißt, in der Zeit war hier full house! ;)
Der Wahlkampf hier verlief sehr laut – ganz nach dem Motto: Welche Partei die größte Party macht, kriegt die meisten Anhänger. Naja, also wir waren froh, als die Wahlen endlich vorbei waren, da wurde man früh morgens wenigstens nicht von irgendwelchen Wahlkampfautos mit scheppernden Lautsprechern geweckt! Über den 7. Dezember wird es nochmal einen eigenen Blogeintrag geben, dieser Tag war nämlich sehr ereignisreich!
Eines unserer Kinder (Charity) hatte eine Auseinandersetzung mit einer unserer Lehrerinnen (Lamisi). Seitdem ist Charity ein paar Wochen lang nicht mehr zu den Extra Classes gekommen. Deswegen sind wir eines Tages mit Lamisi zu ihr nach Hause gegangen um die Sache zu klären. Wir haben mit ihr gesprochen und Lamisi hat sich entschuldigt, es gab einiges Geheule, aber am Ende hat Charity versprochen, das nächste Mal wieder zu den Extra Classes zu kommen.
Dada hat uns Bimoba-Namen gegeben. Ich heiße jetzt in der lokalen Sprache „Yennuyar“, das heißt „God's own“ oder „Gottes eigen“ und Janina heißt Monigan, „The truth has been spoken“ bzw. „Die Wahrheit wurde gesprochen“.^^
Ich habe mal ein bisschen beim Riceballs-Kochen mitgeholfen. Ich habe alle Riceballs selber mit der Hand geformt! Am Anfang ist das ein bisschen heiß, weil man den Reis ja direkt aus dem Topf nimmt, aber nach einer Weile gewöhnt man sich dran. Es hat Spaß gemacht und ich war natürlich mächtig stolz! :P
Eines Abends lief ganz laut Musik von irgendwoher im Dorf, das ging die ganze Zeit so weiter bis zum nächsten Morgen! Am nächsten Tag haben wir dann Linanturin gefragt, was da denn los war und sie meinte, dass es eine Beerdigung war! :D
An einem Nachmittag auf dem Weg zur Schule (diesmal ist keiner der Kinder mit uns gegangen) hat ein Auto neben uns gehalten und ein Policeman, den wir irgendwo irgendwann mal getroffen haben und der uns zugelabert hat, hat uns angesprochen. Er meinte, dass Janina ihn doch anrufen wollte (was nicht stimmte) und dann wollte er uns mit dem Auto mitnehmen zur Schule, um ein wenig zu plaudern (!). Wir haben dankend abgelehnt, aber er hat darauf gedrängt. Er hat noch gefragt, wann wir fertig sind mit den Classes und dass wir dann zu seinem Auto kommen sollen, dass er an einem Laden in der Nähe parken würde. War gar nicht so einfach, ihn loszuwerden. Irgendwann sind wir einfach gegangen, weil wir ja auch weitermussten und wir wollten definitiv nicht in sein Auto steigen. Ich glaube, er war beleidigt, aber das war mir in dem Moment egal...
Am 13. Dezember waren das letzte Mal Extra Classes vor den Weihnachtsferien. Wir haben statt Unterricht Spiele gemacht, den Kindern die Weihnachtsgeschichte vorgelesen (die die Lehrer übersetzt haben) und ein paar Bonbons als Abschiedsgeschenke verteilt.
Wir hatten einmal eine Maus im Zimmer, die sich über Nacht selbst im Spüleimer ertränkt hat! Brr!
Ich bin ab und zu zu den Musikproben der Kirche gegangen (die Truppe nennt sich „Voices of Victory“). Hab versucht, ihnen ein Lied beizubringen, aber das haben sie nicht ganz hingekriegt, war halt auf Englisch und ein ganz anderer Stil, als sie sonst singen.
Am 17. Dezember hatte unsere Freundin Fati aus der Secondary School ihren 20. Geburtstag gefeiert. Wir haben ihr ein Vokabelheft zum Deutsch-Lernen geschenkt und Ohrringe.
Am 18. Dezember sind wir dann losgefahren nach Jirapa, wo wir mit den anderen Freiwilligen Weihnachten und Silvester gefeiert haben. Über die Fahrt und die Zeit in Jirapa schreibe ich auch noch mal extra einen Blogeintrag. Macht euch also auf was gefasst! :)

Eure Lisa
Wanderung am 1. Dezember

Die abgebrannten Felder und ein paar Kinder, die gesammeltes Feuerholz nach Hause bringen

Unser Frühstückstisch am ersten Advent mit provisorischem Adventskalender und -kranz :)

Ich beim Riceballs formen

Der letzte Tag vor den Ferien - ich lese die Weihnachtsgeschichte vor

Donnerstag, 16. Mai 2013

Stockbrot, Schwein und Affengrab – unser Trip nach Wenchi

Am 23. November morgens um halb eins haben Janina und ich uns aufgemacht, um zusammen mit Gesa das erste Mal nach Wenchi zu fahren. Da haben wir die Geburtstage von Jonathan und Daniel (nach-)gefeiert. Wenchi liegt sehr viel weiter im Süden des Landes, deswegen ist es dort von der Vegetation und dem Wetter ein bisschen anders als bei uns im Norden. Während der Fahrt haben wir auch schon gemerkt, wie es immer grüner wurde. In Tamale sind wir umgestiegen in einen Bus nach Techiman, der nächsten großen Stadt bei Wenchi. Der Bus hat zwischendurch bei einer Raststätte (ja, wirklich, sowas gibt es hier! :P) angehalten und wir haben uns etwas zu Essen geholt, unter anderem eine superleckere saftige Ananas! Im Süden gibt es viel mehr Früchte als bei uns und nach der Ananas haben wir uns noch viel mehr darauf gefreut.
Als wir endlich (zugestaubt und müde) ankamen, war Jonathan schon da. Wir haben uns erstmal ein bisschen frisch gemacht und dann sind wir zusammen mit den Kindern aus dem Projekt zur Feuerwehr gegenüber gegangen (ja, auch so etwas gibt es hier!). Die Feuerwehrmänner haben den Kindern alles erklärt und Fragen beantwortet. Dann gab es noch eine kleine Führung und eine Inspektion des Feuerwehrautos, ihr ganzer Stolz. :P Ich bin zwischendurch abgehauen und hab mich ein bisschen hingelegt, weil ich so müde war!
Am nächsten Morgen gab es ein richtig fettes leckeres Frühstück mit ganz viel Obst. Mmmmh! :)
Wir sind alle zusammen (Sarah, Daniel, Ephraim, Jonathan, Gesa, Janina und ich) zum Haus des Pastors in Wenchi gegangen. Sein ältester Sohn ist nämlich ein paar Tage zuvor bei einem Motorradunfall gestorben und es ist üblich, dass man die Familie besucht und „mittrauert“. Die Beerdigung war erst ein paar Tage danach. Der Pastor war mir sehr sympathisch (nicht nur weil er ein T-shirt mit dem Todesstern aus Star Wars anhatte! :D).
Nach diesem Besuch sind wir losgegangen, um das Schwein zu begutachten. Sarah und Daniel haben nämlich extra eine Feuerstelle in den Garten gebaut und ein Schwein gekauft, damit wir es über dem Feuer braten können – zur Feier des Tages. ;)
Das Schwein war noch ziemlich lebendig in einem kleinen Stall und wir haben zugesehen, wie zwei Männer es an den Beinen gefesselt haben und dann zu uns nach Hause gebracht haben. Dabei hat es ganz ängstlich und laut (!) gequiekt, das wusste wohl, was ihm bevorsteht!
Zuhause haben sich dir Männer dann daran gemacht, das Schwein zu töten. Ich bin erstmal duschen gegangen, das wollte ich mir eh nicht ansehen. Als ich später rauskam, haben sie dem Schwein schon die Kehle durchgeschnitten und es lag auf einem Stein, von dem noch das Blut floss. Sah nicht so brutal aus, wie es klingt, ich fand es eher interessant. Aber die ganze Prozedur war auch ziemlich eklig, vor allem, als sie die Eingeweide rausgenommen haben! Einige von denen wurden in den Suppentopf geschmissen, der Rest wurde im Garten verbuddelt. Mit heißem Wasser und einer Machete wurden die Borsten abgeschabt. Dann wurden der Kopf und die Füße vom Körper getrennt und zum Schluss wurde die Stange durch den Rumpf gerammt.
Ich bin zwischendrin mit Daniel auf dem Moto los um ein Heft zu kaufen, weil ich mir noch ein paar Akkorde von Gesas Liederbuch abschreiben wollte zum Gitarre lernen.
Ich habe mich dann mit den Schreibsachen draußen auf die Mauer gesetzt und in Daniels Auftrag ab und zu mal das Geschehen an der „Schlachtbank“ fotografiert.
Später sind Ephraim, Daniel, Gesa und ich nach Techiman gefahren mit den zwei Motos, um Geld abzuheben. Auf dem Weg hat Ephraim angehalten, weil wohl irgendwas am Moto nicht stimmte, aber er ist nach kurzer Zeit weitergefahren. Später haben wir erfahren, dass die Bremse wohl kaputt war! Die Handbremse war wohl schon lange kaputt und jetzt ist auch noch die andere kaputt gegangen! Aber Hauptsache, das Ding rollt noch! Gut, dass Gesa (die bei Ephraim mitgefahren ist) während der Fahrt nichts davon wusste, sie hätte noch viel mehr Angst gehabt! Sie meinte schon so, dass der Trip Horror war, weil Ephraim so schnell fährt! Naja, wegen diesem Zwischenfall sind wir doch etwas länger als geplant in Techiman geblieben, weil Ephraim noch zur Werkstatt gefahren ist. Wir saßen solange in einer Bar und haben auf ihn gewartet, weil er, wie er sagt, viel mehr bezahlen müsste, wenn wir dabei wären!
Als wir zurück kamen, waren die anderen schon dabei, ein Feuer zu machen. Dann haben wir die Stange mit dem Schwein über das Feuer gehängt und langsam gedreht – wie bei Asterix. :P Zwischendurch hat es richtig angefangen zu regnen und da sind wir alle rausgerannt und haben uns mit einem Tuch um die Feuerstelle gestellt, damit das Schwein nicht nass wird. Der ganze Garten war so voller Schlamm, dass man aufpassen musste, dass man nicht stecken bleibt! War ein bisschen wie eine Wattwanderung da draußen. :P Sarah hat noch einen Stockbrotteig gemacht. Ephraim hat den Pastor und seine Frau eingeladen, die saßen dann in der hall rum und haben sich gelangweilt, während wir uns draußen um das Essen gekümmert haben – die Armen! Ephraim hat die ganze Zeit gesagt, dass wir reingehen und die unterhalten sollen, dabei hat er sich selbst nicht zu denen gesetzt, obwohl er nichts zu tun hatte... Naja. Er meinte dann noch, dass wir Stockbrot machen sollen und zu ihnen reinbringen sollen. Er hat das Prinzip von Stockbrot wohl nicht ganz verstanden! :D So wurde die Geburtstagsfeier ein bisschen unangenehm und stressig, aber am nächsten Tag haben wir das dann nachgeholt. :)
Der nächste Tag war ein Sonntag. Jonathan ging es schlecht. Sarah hat ihm Tabletten gegeben, aber er ist nicht mit in den Gottesdienst gegangen. In der Kirche wurde dann für Daniel „Happy Birthday“ gesungen. Leider war die Predigt auf Twi, der Stammessprache hier, aber wir hatten Übersetzer, doch die haben glaube ich unterschiedliche Sachen übersetzt.^^
Später kam der Pastor noch vorbei, um nach Jonathan zu schauen, das fand ich sehr nett, er kannte ihn doch kaum! :)
Abends haben wir dann die „richtige“ aber inoffizielle Geburtstagsfeier gemacht, so wie wir es uns eigentlich vorgestellt hatten. Wir haben gemütlich um das Feuer Stockbrot gemacht und den Rest vom Fleisch noch überm Feuer gegrillt. Gesa hat dazu noch eine superleckere Soße gemacht! :) Später haben wir zusammen einen Film geguckt und dabei eine ganze Packung Vanilleeis gegessen. Mmmmmh! Das war ein schöner Abend. :)
Am nächsten Tag haben wir ein Ausflug in ein Affendorf gemacht. Laut Ephraim war das „gleich um die Ecke“, aber wir sind im Endeffekt 2 Stunden gefahren! Der Pastor ist auch mitgekommen und so konnten wir sein Auto nutzen. Es passten aber nicht alle rein, deswegen sind Janina und Daniel mit dem Moto hinterhergefahren. Im Affendorf sind wir mit einem Führer dann in den Wald gegangen. Wir haben vorher noch ein paar Bananen gekauft, damit haben wir die Affen gefüttert. In dem Wald leben zwei Affenarten, die eine war scheu und nur in der Ferne auf den Bäumen zu sehen, aber die andere Art (namens Mona) kam ganz nah ran und haben uns die Bananen aus der Hand gefressen. Die waren voll süß und manche hatten sogar noch Babys dabei! :)
Im Wald gab es auch einen Affenfriedhof. Auf den Grabsteinen stand die Art, das Geschlecht, ob es ein Jungtier war oder erwachsen und wann es begraben wurde. Die Menschen und die Affen leben hier sehr friedlich miteinander und es ist nicht erlaubt, diese Affen zu jagen.
Wir sind noch in einen kleinen Souveniershop gegangen und dann nach Hause gefahren.
Am 27. November sind Janina und ich wieder zurück nach Bunkpurugu gefahren. Zum Glück konnten wir in Tamale, wo wir umsteigen wollten, noch ein Ticket kaufen, obwohl wir erst ankamen, als der Bus nach Bunkpurugu schon längst hätte abfahren sollen! Tja, this is Ghana for you! :P

Eure Lisa
bereit für den Grill

ein Mona-Äffchen

beim Füttern
"Ich danke recht herzlich für das vorzügliche Mahl!"



Baby ist immer dabei!

der Affenfriedhof
eines der Gräber



Mittwoch, 15. Mai 2013

Was war los im NOVEMBER?

Anfang November kam Ghanas Präsident John D. Mahama zu uns nach Bunkpurugu. Da gab es natürlich eine riesen Aufruhr und großer Trubel auf dem Marktplatz! Wir sind mit Linanturin auch dorthin gegangen und haben ewig lange gewartet. Die Leute haben getanzt und GANZ laut Musik angemacht (wie immer hier.^^) Erst spät am Abend kam Mr. President dann wirklich. Da war es aber schon so voll auf dem Marktplatz, dass wir uns mit ein paar anderen Leuten auf ein Auto gestellt haben um überhaupt irgendwas sehen zu können. Aber wir haben ihn gesehen (oja!) und er hat eine kleine Rede geschwungen. Ein anderer Mann hat (zur Unterhaltung) irgendwas auf Chinesisch gelabert und die ganzen Ghanaer haben sich gekugelt vor Lachen! :D Mahama hat 2.000 Cedi und Zement für den Bau einer neuen Moschee gespendet. Als ob es davon hier nicht schon genug gäbe! Das Geld könnte man vielleicht besser für die Ausstattung der Schulen oder die Ausbesserung der Straßen nutzen! Aber naja.
Wir haben uns nämlich mal Linanturins Schule angesehen (also die Senior Secondary School). Das ist wie ein Internat und die Schüler leben total eingepfercht in den Schlafsälen, die meistens nur einen oder gar keinen Ventilator haben! Auch die Essensausgabe findet auf dem Boden und ziemlich durcheinander statt, weil es keine Tische oder Bänke gibt. Die Klassenräume sind auch total klein, wenn man bedenkt, dass in einer Klasse bis zu 170 Schüler oder noch mehr sind! Und das mit nur einem Lehrer. Unglaublich!
Und die Arbeit? Bei den Extra Classes habe ich gelegentlich mal die J.H.S. (Junior High School), also die älteste Klasse übernommen, wenn der Lehrer nicht da war. Ich habe sie mal aus Interesse gefragt, was sie werden möchten und sie haben alle gesagt, dass sie irgendwas im naturwissenschaftlichen Bereich machen wollen! Ich weiß nicht, ob sie meine Frage nicht richtig verstanden haben und dann einfach nachgesagt haben, was die erste Person gesagt hat, aber ich habe schon gemerkt, dass sie von allen Fächern am liebsten Science machen... Ich habe mit ihnen mal einen Mathetest gemacht, der ist leider sehr schlecht ausgefallen! Da standen die wildesten Zahlenkombinationen drin! Leider ist das Schulsystem hier ziemlich schlecht, alles basiert nur auf auswendig lernen und logisches oder eigenständiges Denken oder Kreativität wird überhaupt nicht gefördert! :/
Nach den Extra Classes haben ein paar der Kinder uns ein bisschen Moar (also ihre Stammessprache) beigebracht und wir ihnen im Gegenzug ein bisschen Deutsch. :)
Beim Meeting (also dem Spielenachmittag) habe ich versucht, den Kindern „Joy to the world“ beizubringen. Klang ziemlich holprig, aber wir müssen ja auch keinen Wettbewerb gewinnen! :D Es hat den Kindern zumindest Spaß gemacht, und darauf kommt es schließlich an. :)
Wir sind mit Dada das erste Mal an die Schulen der Kinder gegangen. Wir haben mit den Lehrern geredet und auch mit den Direktoren, haben unser Projekt vorgestellt und uns nach der Leistung und der Anwesenheit der Kinder erkundigt. Das ganze haben wir noch in Listen eingetragen.
Eine ganze Menge Vorlagen für solche Listen haben uns Ephraim (Dada Ayembillas Sohn) und Daniel (ein anderer Freiwilliger) gebracht, die uns aus Wenchi besuchen kamen. Sie sind die ganze Strecke von Wenchi bis nach Bunkpurugu zu zweit inklusive Gepäck auf einem Motorroller gefahren! Das ist ganz schön heftig, der Weg ist nämlich echt weit und die Straßen sind ja auch nicht grade angenehm zu fahren in unserer Gegend!
Wir haben Daniel den Staudamm in unserer Nähe gezeigt und am Abend hatten wir noch mit Ephraim eine Besprechung. Sie haben uns erzählt, wie es mit der Arbeit in Wenchi weitergeht und uns wie gesagt jede Menge Listen zum Ausfüllen gegeben. Da kam dann nochmal ne Menge Arbeit auf uns zu! Es gab auch noch eine Besprechung mit den Lehrern, bei der Ephraim nochmal über Pünktlichkeit und so geredet hat. Das wird nämlich leider ziemlich vernachlässigt...
Mit Elisa sind wir nochmal nach Tamale gefahren und haben dann bei Duston (der Sohn unseres Gastvaters) übernachtet. Dort habe ich mir eine Gitarre gekauft, damit ich wenigstens ein bisschen Musik machen kann, ein Klavier kann man ja eher weniger gut transportieren!^^ Außerdem gibt es hier keine Klaviere, im Dorf wussten sie noch nicht mal, was das überhaupt ist! Gitarre muss ich noch üben, aber irgendwann muss man ja mal anfangen. :)
Ich habe mir auch einen Stoff gekauft und in Bunkpurugu sind wir dann auch gleich damit zur Schneiderin gegangen. Falatienang (eines unserer Kinder) hat uns den Weg zu einer Schneiderin gezeigt, weil wir hier ja noch keine kannten. Ich habe mir aus dem neuen Stoff ein Kleid und ein Top machen lassen.
Mit Fati, dem Mädchen aus Linanturins Schule, mit der ich auch schon ein paar Mal joggen war, haben wir gelegentlich noch was unternommen. Einmal hat sie uns zu einem christlichen Jugendgottesdienst eingeladen – als Muslimin wohlgemerkt!
Der Gottesdienst war Open Air und fand an der Schule statt. Als wir ankamen, hat uns der Moderator durch die Menge hindurch begrüßt und uns gesagt, dass wir uns auf die „Bühne“ auf Stühle setzen sollten. Das war uns mächtig unangenehm, eigentlich wollten wir nur ein bisschen von hinten zusehen... Dann mussten wir auch noch uns vorstellen durchs Mikro und ich sollte was vorsingen auf Deutsch. Peinlich, aber die Leute sind fast ausgeflippt vor Lachen. :D
Es wurde sehr viel getanzt und die sind richtig dazu abgegangen. Ich würde das Abspacken nennen, aber hier ist das normal. :P Die haben so viel getanzt, dass der ganze Staub aufgewirbelt wurde. Wir haben aber lieber einfach von unseren Plätzen aus zugesehen, das war schon amüsant genug.
Der Prediger kam aus der Pfingstgemeinde und er hat darüber gepredigt, dass man eine Vision haben soll und der nacheifern soll. Oder so. Manches war für mich nicht so leicht verständlich, aber die Leute haben immer zustimmend „Yes!“ oder „Amen!“ gerufen. Oft wird ihnen was gesagt, was sie nachsprechen sollen und alle machen immer ordentlich mit. Manchmal frage ich mich, ob die hier überhaupt eine Kritikfähigkeit besitzen, oder ob die einfach immer alles nachplappern...
Nach der Predigt hat der Pastor noch ne Gebetssession gemacht und dabei Geister ausgetrieben. Das war ziemlich krass, da kamen Leute aus der Menge in die Mitte, die geschrien haben, bzw. sie wurden dahin getragen. Die haben sich dann auf dem Boden gewunden und geschrien, bis der Pastor für sie gebetet hat und dann lagen sie einfach da. Nach ner Weile sind sie dann aufgestanden und meistens mit Hilfe von anderen weggetorkelt.
Als der Pastor fertig war, hat ein anderer Typ weiter gemacht mit der Gebetssession. Linanturin hat uns nach Hause gebracht, weil wir ziemlich müde waren und ist dann wieder zurück. Fati haben wir nicht mehr gesehen, sie wollte eigentlich nur kurz ins Haus und später dazu kommen.
An einem anderen Tag kam Dada Ayembilla uns besuchen. Er hat mir ein Päckchen von Zuhause mitgebracht. Da hab ich mich natürlich riesig gefreut! :) Er hat auch noch ein paar Materialien für die Extra Classes mitgebracht, zum Beispiel sogenannte Copy Books für die Kleinen zum Schreiben lernen. Außerdem gab es noch zwei neue Bälle für die Spielenachmittage. :)
Das heißt, am nächsten Mittwoch haben wir gleich die Bälle mitgebracht und einen Fußballtag daraus gemacht. Das hat den Kindern total Spaß gemacht, das hat man richtig gemerkt! :P Hinter der Schule ist ein Bolzplatz, das hat also super gepasst. Die Mädels haben auch ordentlich mitgemischt beim Spielen! ^^
Am 23. November sind wir nach Wenchi gefahren um dort mit den anderen Freiwilligen die Geburtstage von Jonathan und Daniel nachzufeiern. Aber darüber soll nochmal ein eigener Blogeintrag berichten...
Ende November gab es bei uns schon beinahe so etwas wie eine anfängliche Weihnachtsstimmung, weil Janina und ich zusammen einen Adventskalender gebastelt haben (jeder hat für den anderen etwas reingefüllt). Trotzdem ist es bei der Hitze schwer, irgendwie in Stimmung zu kommen, trotz Tee und Kerzen.^^
Das war eigentlich schon alles, was so im November passiert ist. Ich hoffe, der Blogeintrag ist nicht zu lang, aber ich will jetzt endlich mal schnell auf den aktuellen Stand kommen! Wir waren nämlich in der letzten Zeit im Urlaub und deswegen konnte ich nichts schreiben...

Eure Lisa
der Staudamm

alle warten auf den Präsidenten - und es wird von überall zugesehen

Fußball spielen bei den Großen...

und den Kleinen.

ich versuch's!

unsere neuen Kleider