So,
weiter geht es mit Bunkpurugu:
25.
September
Heute
früh bin ich aufgestanden und hab erstmal meine Sachen aus dem
Koffer gekramt, die ich zum Duschen brauchte. Dann bin ich raus, wo
schon ein paar Leute aus der Familie waren, die mir alle einen guten
Morgen gewünscht haben. Ich habe mir aus einer großen Tonne Wasser
in meinen Eimer geschüttet und bin dann duschen gegangen. Also die
„Dusche“ ist ein Raum mit einem Loch. An der Wand ist ein Seil
gespannt, wo ich meine Handtücher und Klamotten drüber gehängt
habe. Dann habe ich mit dem kleineren Eimer Wasser aus dem größeren
geschöpft und über mich gegossen. Den Körper zu waschen ging
eigentlich ganz gut. Dann waren die Haare dran, das war schon etwas
haariger.^^
Im
Zimmer hab ich mich dann noch zuende fertig gemacht. Schminken war
gar nicht so einfach ohne einen richtigen Spiegel. Ich hab den aus
meinem Kosmetiktäschchen genommen, aber so gut ging das nicht. Wir
müssen demnächst mal einen großen Spiegel kaufen. Janina hat noch
eine Liste mit all den Sachen gemacht, die wir noch brauchen, wie zum
Beispiel Mülleimer, Klopapier (!!!), eine Tischdecke und so weiter.
Dann kamen auch schon die anderen zum Frühstück. Das war zum Glück
schon gedeckt in der Veranda. Es war im Grunde wie sonst auch immer.
Wir hatten kein kaltes Wasser, also hab ich einfach das kochende für
den Tee genommen, um mein Doxycyclin damit einzunehmen.
Nach
dem Frühstück sind wir alle zusammen mit unserem Pastor Jonathan
losgefahren zum Immigration Office. Wir sollten nämlich überall in
der Stadt den Leuten vorgestellt werden.
Wir
hatten zwar noch keine Papiere, die sind ja noch bei Dada Ayembilla
in Accra, aber der Mann im Immigration Office sollte uns einfach mal
so schonmal kennenlernen. Mama und unser neuer Dada (ich nenne ihn im
Folgenden Dada Konlambik) haben ihm erklärt, was wir hier machen,
wer wir sind und so weiter.
Wir
waren ganz in der Nähe von der Grenze nach Togo. Man fährt hier nur
ca. 10 Minuten bis nach Togo!
Vor
dem Immigration Office haben wir noch ein Gruppenbild gemacht und
dann ging es weiter zum Chief, also dem Häuptling hier sozusagen.
Zuerst
saßen wir draußen unter einem Baum und haben mit zwei älteren
Männern geredet, die wie so Helfer von dem Chief waren. Was genau
ihre Funktion ist, weiß ich nicht. Pastor Jonathan hat uns erklärt,
dass es Tradition ist, wenn man beim Chief eingeladen ist, vorher
seine Schuhe auszuziehen, bevor man das Haus betritt. Also solange es
Flipflops oder Slipper sind oder so, feste geschlossene Schuhe kann
man wohl ruhig anlassen.
Wir
sind dann (ohne Schuhe) reingegangen, wo im Hof der Chief auf einem
bequemen Stuhl saß. Seine Füße ruhten auf einem Ziegenfell, wo
noch ein dickes Lederkissen drauf stand. Der Chief war irgendwie
nicht so alt, wie ich es mir vorgestellt hätte. Er trug einen
Vollbart und eine Kappe und war unter viel Stoff verborgen. Dada
Ayembilla hat uns mal erklärt, dass wichtige Personen immer viel
Stoff tragen, obwohl es natürlich heiß ist darunter. Aber je mehr
Stoff desto mehr Bedeutung hat die Person.
Wir
haben uns erstmal auf die Bänke gesetzt, die neben dem Stuhl
aufgereiht waren. Wir haben einfach alles nachgemacht, was die drei
Ghanaer gemacht haben. Als erstes haben wir uns vor den Bänken
hingehockt und geklatscht. Später hat uns Ephraim erklärt, dass das
Klatschen ausdrückt, dass man Respekt vor dem Chief hat und ihn
lobt. Man klatscht auch immer, wenn er was sagt, egal, was er
sagt. Der Chief hat uns zu verstehen gegeben, dass wir uns wieder
erheben können, da haben wir uns wieder auf die Bänke gesetzt. Dada
Konlambik hat ihm erklärt, was wir hier machen und wieso wir
gekommen sind. Der Chief hat allgemein sehr wenig gesprochen und
meistens hat einer der zwei Männer für ihn gesprochen. Die zwei
hockten neben ihm auf dem Boden und haben oft zwischendurch
geklatscht. Der eine Mann hat uns gesagt, dass der Chief uns
willkommen heißt und betet, dass unser Aufenthalt und alles, was wir
hier vorhaben, ein Segen sein wird und unter Gottes Führung sein
soll. Alles wurde in der Stammessprache gesagt, aber oft hat Dada
Konlambik für uns übersetzt. Janina und ich sollten aufstehen,
damit er sehen konnte, wer von uns in Bunkpurugu bleiben würde. Dann
sind auch noch Elisa und Gesa aufgestanden, weil deren Einsatzort
Nakpanduri auch zu seinem Gebiet gehört.
Nachdem
wir den Chief besucht hatten, sind wir zum Police Office gegangen. Da
sind dann nur Janina und ich mitgegangen, um dem Commander
vorgestellt zu werden. Der kannte auch schon Elisa und Sandra, die
letztes Jahr in Nakpanduri gewesen sind. Er meinte, er findet es gut,
was wir machen, weil er auch eine Waise ist seit 2001. Alle haben
gelacht, weil er ja schon ein erwachsener Mann ist und Pastor
Jonathan meinte, dass wir doch auch ab und zu vorbei kommen sollen,
um uns um ihn zu kümmern! :D
Danach
sind wir wieder nach Hause gefahren, wo das Mittagessen schon auf dem
Tisch stand. Diesmal gab es Yams mit einer Tomatensauce und
Hähnchenteilen. Die Soße war himmlisch! Haben uns bei Emilia
bedankt, die das Essen gemacht hat.
Mama
hat sich zu uns an den Tisch gesetzt und mit uns gegessen. Nach dem
Essen mussten die anderen auch schon ziemlich schnell fahren. Jetzt
war also der Moment des Abschieds gekommen. „Die Gemeinschaft wurde
aufgelöst“ sozusagen.^^ Wir sind noch zu den Autos gegangen und
haben allen Tschüss gesagt. Als sie losgefahren sind, haben wir dann
noch hinterhergewunken und dann war es plötzlich ganz ruhig. Wir
sind ins Haus und haben noch ein bisschen aufgeräumt und so.
Irgendwann kam Duncen, unser Gastbruder, und hat uns ein paar Sachen
erklärt. Wir haben ihn gefragt, wie das ist mit dem Internetstick.
Er meint, er schaut, ob man sowas hier bekommen kann und sobald er
Zeit hat, geht er mit uns in die Stadt, damit wir ein paar
Besorgungen machen können. Super! :P
Wir
haben dann noch draußen die restlichen Gläser vom Mittagessen
gespült. Abtrocknen hat nicht ganz funktioniert, weil die
Trockentücher irgendwie nichts aufgesaugt haben, aber hier trocknet
ja eh alles in nullkommanix. Als ich die Gläser mit dem Tablett in
die hall getragen, hab ich bei dem Versuch, die Tür mit vollen
Händen zu öffnen, eins fallen lassen, das ist kaputt gegangen. :/
Naja, ich denke, 5 Gläser reichen auch erstmal. Ich hab dann noch
schnell alle Splitter weggefegt und in die Mülltonne vor dem Haus
geschmissen. Hier laufen alle barfuß rum, da muss man also richtig
aufpassen.
Ich
habe noch mit Mona Zuhause telefoniert und dann hab ich das Zimmer
mit Insektenspray eingesprüht. Gestern abend hab ich nämlich
richtig viele eklige Viecher darin gesehen. Ich hoffe, die sind jetzt
alle tot!
Janina
hat in der hall Tagebuch geschrieben und ich hab mich dann auch mit
meinem Laptop zu ihr gesetzt. Wir haben den Tisch so vors Fenster
gestellt, dass die schmale Seite am Fenster ist. So haben wir genug
Licht. Wir selbst haben nur zwei Stühle, aber für uns reicht es ja
allemal.
Dann
wollten wir gerne mal raus, ein bisschen unters Volk kommen
sozusagen. Im Hof war niemand aus der Familie, also haben wir uns
unter den Baum an der Straße gesetzt und gehofft, dass jemand vorbei
kommt. Die ließen auch nicht lange auf sich warten. Zuerst kam ein
Mann, der uns die Hand gegeben hat und sich mit „Emmanuel“
vorgestellt hat. Wir haben ihm auch unsere Namen gesagt und er
meinte, er kommt öfters mal vorbei um Hallo zu sagen. (Wir haben ihn
nie wieder gesehen. :D) Naja, als er weg war, kamen nach kurzer Zeit
ein paar kleine Jungs aus dem Dorf, die sich ganz aufgeregt zu uns
gesetzt haben. Erst haben sie sich nicht getraut, was zu uns zu
sagen. Dann haben wir sie auf Englisch gefragt, ob sie Englisch
sprechen und als alle genickt haben, wie ihre Namen sind. Es waren
ungefähr 11 Jungs im Alter von 10-13 oder so. Darunter gab es ein
Zwillingspaar (was man sofort erkennen konnte) die hießen Obed und
Ewas und waren am meisten am Reden. :P Dann gab es noch einen
Michael, einen Klinki (später haben wir herausgefunden, dass er
Clinton heißt, die sprechen das nur so witzig aus), einen Junior und
die anderen Namen habe ich glaube ich schon wieder vergessen. Der
kleine Daniel, der Dan genannt wird war auch dabei. Er ist der Sohn
von Duncen und 3 Jahre alt. Sehr knuffig, aber auch ziemlich frech,
der hat mit einem Stock nach den Jungs gehauen, sodass sie wie
aufgeschreckte Hühner auseinandergestoben sind! Die Jungs haben
gesagt, dass sie uns ihre Sprache beibringen wollten, das kam uns
sehr gelegen, weil das hatten wir eh vor. :) Janina hat einen
Collegeblock und einen Stift geholt und dann haben wir immer einen
englischen Begriff aufgeschrieben und die Jungs die Übersetzung auf
Moar. Es gab immer vorher eine große Diskussion, wie man es schreibt
und ich glaube, es steht nicht alles korrekt da. Es war süß, wie
eifrig sie dabei waren.^^
Irgendwann
kam Dada raus und hat gesagt, dass unsere neue Mama unsere Teller
braucht. Wir haben dann schonmal den Tisch auf der Veranda
vorbereitet und uns drangesetzt. Die Jungs sind irgendwann auch im
Hof erschienen und haben uns durch die Fenstergitter unsere Namen
gerufen. Wir haben ihnen zugewunken. Das sah echt lustig aus, es ist
nämlich inzwischen dunkel geworden und man hat nur ihr breites
Grinsen in der Dunkelheit vor dem Fenster gesehen. :D
Duncen
hat sich noch mit Dan zu uns gesetzt und ein bisschen gequatscht.
Wir
waren irgendwie richtig müde und sind dann nach dem Geschirrspülen
ins Bett gegangen. Im Bett haben wir noch ein bisschen SMS
geschrieben mit den anderen und Elisa und Joe haben angerufen. Elisa
und Gesa sind ja in Nakpanduri geblieben und die anderen sind
ungefähr um 9 in Zebilla angekommen. Für sie geht es bald wieder
zurück nach Jirapa.
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links Dan mit "Klinki" |
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ein paar von den chaotischen Jungs - wer die Zwillinge entdeckt kriegt ein Sternchen! :D |
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auf gehts zum Wasser holen |
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wie bei uns vor 100 Jahren... |
Eure
Lisa