Dienstag, 29. Januar 2013

Der erste Sonntag in Bunkpurugu

30. September
Um sieben sind wir aufgestanden und haben uns schnell fertig gemacht, weil wir um halb 9 loswollten zur church. Zuhause in Deutschland rechne ich eigentlich immer eine Stunde zum Fertigmachen, aber hier dauert alles länger, weil man ja immer noch Wasser holen muss.
Janina und ich haben beide unsere Kleider und dazu unsere frischgenähten Kopftücher angezogen. Zur Feier des Tages. ;)
Dada ist mit dem kleinen Dan schon vorher mit dem Motorroller zur church gefahren und wir sind dann mit Duncen nachgekommen. Wir waren trotzdem zu früh da. Es saßen alle einfach in den Reihen und es war leise. Ganz anders als in unserem Gottesdienst in Deutschland! :D
Es begann aber auch nicht mit dem eigentlichen Gottesdienst, sondern mit Sunday School, also sowas wie Bibelstunde. Wir haben aus einem Buch eine Lektion gemacht und darüber geredet. Diesmal ging es um Hiob, bzw. dass man in allem Leid dennoch auf Gott hoffen soll. Wir hatten leider unsere Bibeln nicht mit, aber die bringen wir das nächste Mal mit. Es gab eine englische Sunday School und eine auf der Stammessprache. In unserer (also der englischen natürlich) waren hauptsächlich junge Leute. Der Pastor und seine Frau waren auch dabei und der Pastor hat die Leitung gemacht. Die beiden sind erst vor einem Jahr nach Bunkpurugu gekommen und können auch noch nicht so gut die Stammessprache Moar sprechen.
Wir saßen draußen auf Bänken, die wir vorher von drinnen rausgetragen haben. Am Anfang waren nur ziemlich wenige da, aber später kamen noch ganz viele dazu, sodass die Hälfte am Ende stehen musste, weil nicht genug Plätze da waren.
Dann sind wir wieder rein und haben uns zurück auf unsere Plätze gesetzt. Janina und ich saßen als einzige Mädchen in einem Block voll Männer.^^ Ist mir aber erst später aufgefallen. Aber in Jirapa war das auch schon so getrennt, aber mehr aus Gewohnheit, glaube ich. Dada Daniel hat gesagt, dass es vollkommen in Ordnung ist, wenn wir uns auf die Männerseite setzen.
Der Gottesdienst beinhaltete natürlich wieder viel Musik und manchmal hat einfach jemand angefangen zu singen und die Gemeinde hat dann einfach eingestimmt. Es wurde auch viel getanzt. Einmal kamen die ganzen alten Frauen nach vorne und haben im Kreis getanzt, das sah sehr lustig aus. :) Wenn ich bedenke, dass zuhause immer alle sagen: „Ich bin doch viel zu alt dafür!“ :D
Zum Glück wurde der Gottesdienst auf Englisch abgehalten und dann übersetzt, so konnten wir was verstehen, auch wenn das Mikro ziemlich scheppernd klang und man deshalb manchmal nichts verstehen konnte. Rückkopplung gabs auch mehr als genug. :P
Am Ende des Gottesdienstes haben sich alle die Hand gegeben und ich glaube „God bless you“ auf der Stammessprache gesagt... Naja, wir haben es halt auf Englisch gesagt. :)
Wir sind dann wieder mit Duncen nach Hause gegangen. Es war ziemlich heiß. Dabei war heute morgen auf dem Hinweg die Temperatur noch richtig angenehm!
Wir sind mit Duncen zum Markt gegangen, um nach einem Spiegel zu schauen, aber das gab es nicht.
Dan ist schon ein bisschen zutraulicher geworden, er traut sich sogar auf unsere Veranda! :D Bin mal gespannt, wann er Vertrauen zu uns kriegt, noch hat er glaube ich ziemlich Angst vor uns. ;)
Wir haben uns am Nachmittag ein Salamibrot gegönnt. Da müssen wir zwar mit sparen, aber wir hatten heute Lust drauf und außerdem ist es Sonntag. :P
Duncen hat mit einem anderen Mann die Vorhänge in unserer Veranda und in den zwei Türen zur hall und zum Schlafzimmer aufgehängt. Jetzt fühlt man sich nicht mehr so wie im Zoo.^^
Abends haben Janina und ich der Familie die Gastgeschenke überreicht, die gerade draußen saßen. Es war Stromausfall, deswegen hatten wir nicht so viel Licht, aber das meiste war ja auch zum Schmecken da.^^ Sie haben sich sehr gefreut und mochten die Schokolade schonmal sehr gerne.
Während Janina geduscht hat, hab ich einen kleinen Annäherungsversuch gestartet und hab mich mit den Skatkarten zu den anderen nach draußen gesetzt. Ich habe dann Eva, Nanteeb und einem Jungen namens Prince (!) ein Spiel beigebracht. War gar nicht so einfach so fast ohne Licht. Eva hat es auch nicht so ganz kapiert, aber die andern zwei haben sich gut gehalten.
Wir hatten den ganzen Abend über keinen Strom und in der Nacht bin ich aufgewacht, weil plötzlich das Licht in der Veranda angegangen ist, als dann nämlich wieder Strom da war.^^

Eure Lisa

unser Dada macht die Einleitung zum Gottesdienst

tanzen in der Gemeinde :)

die Musikgruppe "Voices of Victory"


Pastor Jonathan bei seiner Predigt

so sieht es aus, wenn man bei Stromausfall zu Abend isst!


Dienstag, 22. Januar 2013

Old Mac Donald had a farm

29. September
Dada wollte mit uns durch die Nachbarschaft gehen und uns den Nachbarn vorstellen. Wir haben wieder brav allen Awuanduali gesagt und waren ziemlich überfordert als sie dann noch andere Sachen gesagt haben und auf eine Antwort gewartet haben.^^ Also, wir müssen noch einiges lernen hier. :P
Es ist wohl so, dass die Leute samstags nicht ihrer normalen Arbeit nachgehen, wie ihr Bürojob oder so, sondern sich um das Haus und die Farm kümmern. Zum Beispiel wurde gerade an einem Haus die Maisernte eingefahren, d.h. die Leute waren auf dem Feld und ein Mann hat mit so einer Art Motorroller mit Anhänger (die werden hier Motorking genannt) die Maiskolben zum Haus gebracht. Dada hat uns erklärt, dass man hier kein richtiger „landlord“ sein kann, ohne ein paar Tiere zu besitzen. Es laufen ja auch überall Schafe und Ziegen und Schweine und Esel und Hühner herum...
Viele von den Leuten, die wir getroffen haben, sagten, sie würden uns immer besuchen kommen, aber das sagen fast alle und die Wenigsten kreuzen dann echt auf! :D
Zuhause haben Janina und ich aus den Stoffresten von unseren Kleidern Kopftücher genäht und ich hab mir noch eine Schleife daraus gemacht. Ohne Nähmaschine hat das ziemlich lange gedauert.
Es wird Zeit, dass wir ans Arbeiten kommen! Oft ist uns ziemlich langweilig und wir vertreiben uns so die Zeit.
Heute gab es ein richtig heftiges Gewitter mit sehr sehr viel Regen, aber im Haus war das irgendwie gemütlich. :)

Eure Lisa
Mensch und Tier leben nebeneinander

Das Cruella-Deville-Lamm ;)

Die Maisernste wird abgeladen

Yo, alles fit, Checker?

Freitag, 18. Januar 2013

Ein bisschen Alltag

Dada hat uns im Dorf rumgeführt, und uns bei allen wichtigen Institutionen bekannt gemacht. Alle haben gesagt, dass wir „most welcome“ sind. Gelegentlich bekamen wir auch Heiratsanträge, wenn man das überhaupt so nennen kann. Mehr so Feststellungen: „Ich werde eine von euch heiraten!“ Na, vielen Dank. Gut, dass ich Bescheid weiß! :D
Wenn wir durch die Stadt gehen, rufen uns die Kinder immer „Batule“ oder „Father“ hinterher. Batule heißt einfach „Weiße“, und „Father“ nennen sie uns, weil die einzigen Weißen, die hier in Bunkpurugu waren, Priester in der Mission waren. Also sind für die Kinder alle Weißen gleich „Fathers“. Dass es sich dabei um das falsche Geschlecht handelt, fällt scheinbar keinem auf! :D
So langsam hat sich hier ein gewisser Alltag eingespielt. Da wir im September noch nicht am Arbeiten sind, verbringen wir viel Zeit in unserem Zimmer, hören Musik und schreiben Tagebuch oder Blogeinträge.
Essen gibt es hier immer so gegen 11 Uhr und irgendwann haben sich unsere Mägen darauf eingestellt und wir bekamen um 11 Hunger! Die Soßen sind immer sehr sehr ölig, aber meistens lecker und das übrige Essen schmeckt uns auch (wenn es nicht gerade T.Z. ist – ein Klops aus Maismehl, der hier fast täglich gegessen wird und uns irgendwann einfach zum Hals raushing! :P). Beim Fleisch oder Fisch darf man manchmal nicht so genau hinschauen, was man da gerade isst. Wir hatten schon Teile wie die Wirbelsäule, Rippen, oder eine Luftröhre im Topf! :D Leider gibt es nur selten Gemüse oder Obst zum Essen. Hier im Norden gibt es längst nicht so viele Früchte wie im Süden Ghanas. Wenn wir dann man eine Ananas oder eine Melone zum Nachtisch bekommen ist das immer ein echtes Highlight! Dafür werden im Dorf viele Wassermelonen angebaut und manchmal kaufren wir uns eine. Das ist echt lecker und erfrischend bei dieser Hitze!
Jedes Haus hat vor der Tür eine überdachte Sitzmöglichkeit, so wie wir einen Baum mit einem Gestell aus Baumstämmen darunter. Aber darauf lässt es sich nicht so bequem sitzen, deswegen stellen wir uns meistens einfach einen Stuhl oder eine Bank darunter. Die Ghanaer sind da schmerzfrei, sie schlafen sogar manchmal auf den Baumstämmen!
Dort trifft man meistens auf irgendjemanden aus der Familie und es dient als eine Art Treffpunkt oder was bei uns die Funktion eines Gartens wäre...
Unsere Gastfamilie besteht aus Mama und Dada (die wir vom Alter her eigentlich nicht Mama und Dada nennen könnten, aber sie sind auch zu jung, um als Großvater/-mutter zu gelten), Eva, die Haushaltshilfe (wobei diese meistens auch zur Verwandtschaft gehören, das weiß ich in diesem Fall aber nicht so genau) und Nanteeb, Dadas Großneffe, sein Vater ist bei einem Motorradunfall gestorben und seitdem lebt der Junge hier. Er ist um die 13 Jahre alt und auch in unserem Programm. Dada war früher Lehrer, ist aber jetzt in Rente. Er hat sieben Kinder, die wir inzwischen auch schon fast alle kennengelernt haben. Einer seiner Söhne, Duncen, lebt auch hier mit seinem Sohn Daniel (Dan genannt). Der ist 3 Jahre alt und richtig süß und frech.^^ Am Anfang war er noch ganz verschüchtert, aber inzwischen kennt er uns und wird mit uns vertraut.
Nachdem wir schon eine Weile in Bunkpurugu waren, kam noch ein Mädchen dazu, eine Enkelin von Dada. Ihr Name ist Linanturin und sie geht hier zur Schule, während sie (wie das so üblich ist) im Haushalt hilft. Wir haben uns schon mit ihr angefreundet, kann man sagen und mit ihr gehen wir auch mal gelegentlich in die Stadt oder besuchen ihre Schule (natürlich nicht, wenn gerade Unterricht ist). ;)
Die einzigen Haushaltspflichten, die wir selbst in unserem Häuschen haben, sind Geschirr spülen, Ordnung halten, Frühstück machen, dafür auch einkaufen und Wäsche waschen.
Das mit der Wäsche ist immer ein ziemlicher Akt und ich vermisse schon die Wachmaschine in Deutschland! Wir stehen immer früher auf, wenn wir waschen müssen, weil es dann draußen noch nicht so heiß ist und dann kann die Wäsche im Laufe des Tages draußen auf der Leine trocknen. Das geht hier zum Glück in Nullkommanix!
Ich bin froh, dass wir nicht Wasser holen müssen! Wir sind einmal mitgegangen. Ca. 5 Minuten Fußweg entfernt, ist einer der Dorfbrunnen. Da muss man dann die Pumpe betätigen, um seine Schüssel zu füllen. Die Pumpe ist richtig schwer und ich kann verstehen, warum die meisten Mädels hier so Oberarmmuckis haben! :D Dann wird die Schüssel oder der Eimer auf dem Kopf nach Hause getragen und das Wasser in die Tonne oder den Krug im Hof gefüllt. Meistens muss man mehrere Male gehen, bis der Krug voll ist.
Also ich bin echt dankbar für jeden Wasserhahn und jede Wasserleitung, die wir zuhause in Deutschland haben!

auf geht's mit Dada in die Stadt!
Eure Lisa
der Blick auf die Straße vor unserem Haus

der Hof im Rundumblick


Wäsche trocknen im Hof

Wäsche waschen...
...und Geschirr spülen

die "Arbeitsecke" im Hof mit Geschirr, Fufustampfer und Steine zum Zerkleinern (von Tomaten z.B.)

unser kleiner Freund - er lebt in unserem Dach in der hall

der Blick auf die andere Seite der Straße und ein Teil des Hauses


hier darf auch mal gefaulenzt werden!

ich präsentiere: T.Z.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Moar, Englisch und andere Versuche, zu kommunizieren

27. September
Dada wollte heute mit uns zum Haus des Pastors gehen. Auf dem Weg dorthin haben wir immer Leute getroffen, denen wir „Awuanduali“ sagen konnten. Die meisten haben gelacht oder gegrinst und manche waren richtig überrascht! Aber die Begrüßung ist ne lange Zeremonie und bei den Einheimischen wirkt das wie eingeübt. Wir müssen noch viele Begriffe lernen, bis wir es voll drauf haben.^^
Später wollten wir gerne mal zum Markt. Dada meinte, er holt jemanden, der mit uns zum Markt geht, weil es alleine wegen der Kommunikation schwierig ist... Eva, die Haushaltshilfe in unserem Haus, hat uns schließlich begleitet.
Auf dem Markt war es wie zu erwarten sehr sehr voll und laut. Meistens wurde Reis oder Bohnen oder kleine getrocknete Fische oder roter Pfeffer oder Stoffe oder Plastikbehältnisse oder Kosmetikartikel oder Flipflops verkauft. Wir haben uns einen Mülleimer gekauft und ein Stück Stoff als Tischdecke. Das mit der Kommunikation war wirklich nicht so einfach, selbst mit Eva. Zuerst waren wir an einem Stand, wo wir einen schönen Stoff kaufen wollten. Wir haben uns schon Zuhause überlegt, dass ein Yard als Tischdecke reichen würde. Der Mann hat gesagt, dass es 2,50 kostet. Später stellte sich heraus, dass er 25 Cedi meinte und zwar für den ganzen Stoffballen! Soviel hatten wir gar nicht mit und wollten wir auch nicht ausgeben. Wir haben gefragt, ob er uns nicht ein Yard abschneiden könnte, aber das ging bei dem Stoff wohl nicht (warum auch immer). Das fanden wir schade, weil der wirklich schön war, aber da konnten wir nichts machen.
Die Ghanaer haben noch nicht so lange ihre aktuelle Währung, dessen muss man sich bewusst sein. Denn viele sagen twentythousand für 20 Pesawas usw. Man muss dann einfach 5 Nullen abziehen, dann hat man den eigentlichen Preis in Cedi. Aber wenn man das nicht weiß (wie wir am Anfang), kann es zu großen Missverständnissen kommen. 20.000 für einen Wasserbeutel???
An einem anderen Stand haben wir dann einen anderen Stoff gekauft, den konnten wir aber auch nur als 2-Yard-Stück kaufen. Wir wollten noch gerne einen Spiegel kaufen, aber das hat Eva irgendwie nicht verstanden, zuerst hat sie uns zu Milch geführt, dann zu Kaffeepulver, bis wir es aufgegeben haben. Ich glaube, die wissen hier teilweise gar nicht, was ein Spiegel ist! :D
Hier im Dorf sprechen weniger Leute Englisch, als ich erwartet hätte. Das macht es natürlich kompliziert, aber ich glaube, zumindest mit den jungen Leuten kann man Englisch reden. Zum Glück wird der Gottesdienst auf Englisch abgehalten wird bzw. übersetzt, sonst wäre es echt ätzend für ein Jahr! Unsere Mama kann gar kein Englisch, sie hat mich gestern auf der Stammessprache Moar angesprochen und dann mit Händen gezeigt, was sie wollte. Aber mit einem Lächeln kommt man hier immer durch, glaube ich. :P

Eure Lisa

Samstag, 12. Januar 2013

Ein Rundgang durch Bunkpurugu

26. September
Heute wollten wir uns gerne mal unser neues Heimatdorf ansehen. Dada haben wir unterm Baum an der Straße gefunden. Wir haben ihm gesagt, dass wir gerne in die Stadt würden um ein paar Sachen zu besorgen. Er sagt, er holt ein Mädchen, das uns führen soll. Wir haben uns solange einfach unter den Baum gesetzt. Dann kam er irgendwann mit einem Mann namens John. Dada meinte, dass das Mädchen keine Zeit hatte, weil es grade privaten Unterricht gegeben hat und in der Schule war. Dafür würde John uns die Stadt zeigen. Wir sind dann auch direkt los. John hat uns ein bisschen ausgefragt, wie lange wir hier sein würden und was wir hier machen und so. Als er erfahren hat, dass wir aus Deutschland kommen, meinte er, dass es sein großer Traum ist, mal nach Deutschland zu kommen. Das hören wir von fast allen Ghanaern!
Er hat uns die großen Straßen in der Stadt gezeigt. Es gibt zwei „Main Streets“, die zum Marktplatz hinführen. Überall stehen ganz viele Läden am Rand, alle niedrige Hütten mit Wellblechdach. Den Marktplatz haben wir uns auch angeschaut, es war alles leer, weil erst morgen Markttag ist. Da kommen wohl viele Leute von weit weg die hier ihre Waren verkaufen. Alles war voll mit Holzständen. Da standen auch einige umgekehrte Tonkrüge, die sahen ein bisschen aus wie Rieseneier! John hat gesagt, dass man darin Wasser lagert bzw. erhitzt oder eine Suppe drin macht oder so.
Ich habe ganz viele Fotos gemacht. John hat uns erklärt, dass Bunkpurugu die Hauptstadt vom Bunkpurugu Yunyoo District ist. Trotzdem ist es hier sehr ländlich, zumindest mehr als in Jirapa und manchmal kommt man sich wie 100 Jahre in die Vergangenheit versetzt vor. Zum Beispiel wenn ein Kind einen Reifen vor sich über die Straße rollen lässt oder wenn ein Eselskarren vorbeifährt.
John hat uns auch nochmal ein paar Wörter in seiner Sprache beigebracht, was wir sofort anwenden konnten. Zum Beispiel heißt „Awuanduali“ „Guten Morgen“ und darauf antwortet man mit „Limah“. Damit haben wir die Leute begrüßt, die haben alle gelacht und waren überrascht. John sagte, dass sie sich darüber freuen. Es sei eine besondere Ehre wenn wir sie begrüßen und dass es das Thema des Tages sein wird! „Die weiße Frau hat mir Awuanduali gesagt!“
In den Geschäften haben wir immer „Nipo“ anwenden können, das heißt nämlich „Danke“.
Wir haben so allerhand eingekauft. Einen Spiegel und Mülleimer gab es nirgends. Da müssen wir halt morgen noch zum Markt, da gibt es das bestimmt.
John hat uns noch ein paar Familienmitgliedern vorgestellt und ein paar Freunden. Wir waren in einem Drug Store (Apotheke), der seinem Bruder gehört. Der Laden hieß „Still Love Jesus Chemicals“ und es gab auch einen „Good Shepherd Supermarket“, das war aber kein wirklicher Supermarkt, sondern ein genauso kleiner Laden wie alle anderen. :D Wir müssen im Moment sparsam mit dem Geld umgehen, weil Janina nur noch ca. 40 Cedi hat und wir erst wieder Geld abheben können, wenn wir mal in Tamale sind. Das kann noch dauern, aber Elisa hat gesagt, dass sie und Gesa (die zwei Freiwilligen in Nakpanduri) uns Bescheid sagen, wenn sie das nächste Mal fahren, damit wir zusammen fahren können. Man muss, um nach Tamale zu kommen, den Bus um 3 Uhr morgens nehmen und dann fährt man ca. 6 Stunden. Aber das ist halt die nächste große Stadt und die Hauptstadt der Northern Region.
Johns ältere Schwestern und seine kleine Nichte haben wir auch noch kennengelernt. Johns eine Schwester hat ihren Namen nach dem Wochentag, an dem sie geboren wurde. Ziemlich unkreative Variante, einem Kind Namen zu geben! :D Seine andere Schwester besitzt einen Friseurladen, da hängen ganz viele falsche Haare an der Wand!^^ Man hat richtig gemerkt, wie stolz John auf seine Schwester war. Ich habe ein Foto von ihrem Laden gemacht, davon war er total begeistert und wollte es sich ausdrucken. Er geht aber morgen zurück zur Uni nach Bolgatanga. Er möchte Bankkaufmann werden und einen schönen Anzug und Krawatte tragen, hat er uns erzählt! Er ist schon im letzten Jahr und hat keine Lust mehr. :P
Wir kamen auf dem Weg an ganz vielen interessanten Bäumen und Pflanzen vorbei und John hat uns erklärt, was was ist und wofür man es braucht. Auch an einem Beet von rotem Pfeffer kamen wir vorbei, das sah cool aus. Ein Baum hatte eine lustige Frucht, das war flach und länglich und ziemlich groß. John hat uns beiden jeweils eins abgebrochen und gesagt, dass es wie ein Schwert aussieht. :D
Als wir wieder Zuhause ankamen, hat sich John noch zu uns auf die Veranda gesetzt und wir haben ihm was zu trinken angeboten, ganz wie es sich hier gehört. Als es Abendessen gab, haben wir ihn dazu eingeladen.
Janina und ich haben dann das Zeug gespült, es triefte nur so von Öl! Hier bereitet man nicht die Soße mit Öl zu, sondern das Öl mit Soße!! John ist dann irgendwann nach Hause gegangen, das war nicht schlecht, wir waren nämlich ziemlich platt. Wir haben noch auf Janinas Bett Karten gespielt und Musik gehört. Mir ist nie aufgefallen, dass es nur so wenige Kartenspiele gibt, die man zu zweit nur mit Skatkarten spielen kann! Wir brauchen dringend Freunde! :D

auf dem (noch) leeren Marktplatz

erinnert mich ein bisschen an die Arbeiten von Andy Goldsworthy


Der "Friseur-Salon" von Johns Schwester

Ein Schwert vom Baum ;)


Baobab oder Affenbrotbaum

man beachte den Zustand der Straßen! :/ Wie soll man da denn Rollerfahren lernen??

in der Stadt
Eure Lisa

Montag, 7. Januar 2013

Viele neue Gesichter

So, weiter geht es mit Bunkpurugu:
25. September
Heute früh bin ich aufgestanden und hab erstmal meine Sachen aus dem Koffer gekramt, die ich zum Duschen brauchte. Dann bin ich raus, wo schon ein paar Leute aus der Familie waren, die mir alle einen guten Morgen gewünscht haben. Ich habe mir aus einer großen Tonne Wasser in meinen Eimer geschüttet und bin dann duschen gegangen. Also die „Dusche“ ist ein Raum mit einem Loch. An der Wand ist ein Seil gespannt, wo ich meine Handtücher und Klamotten drüber gehängt habe. Dann habe ich mit dem kleineren Eimer Wasser aus dem größeren geschöpft und über mich gegossen. Den Körper zu waschen ging eigentlich ganz gut. Dann waren die Haare dran, das war schon etwas haariger.^^
Im Zimmer hab ich mich dann noch zuende fertig gemacht. Schminken war gar nicht so einfach ohne einen richtigen Spiegel. Ich hab den aus meinem Kosmetiktäschchen genommen, aber so gut ging das nicht. Wir müssen demnächst mal einen großen Spiegel kaufen. Janina hat noch eine Liste mit all den Sachen gemacht, die wir noch brauchen, wie zum Beispiel Mülleimer, Klopapier (!!!), eine Tischdecke und so weiter. Dann kamen auch schon die anderen zum Frühstück. Das war zum Glück schon gedeckt in der Veranda. Es war im Grunde wie sonst auch immer. Wir hatten kein kaltes Wasser, also hab ich einfach das kochende für den Tee genommen, um mein Doxycyclin damit einzunehmen.
Nach dem Frühstück sind wir alle zusammen mit unserem Pastor Jonathan losgefahren zum Immigration Office. Wir sollten nämlich überall in der Stadt den Leuten vorgestellt werden.
Wir hatten zwar noch keine Papiere, die sind ja noch bei Dada Ayembilla in Accra, aber der Mann im Immigration Office sollte uns einfach mal so schonmal kennenlernen. Mama und unser neuer Dada (ich nenne ihn im Folgenden Dada Konlambik) haben ihm erklärt, was wir hier machen, wer wir sind und so weiter.
Wir waren ganz in der Nähe von der Grenze nach Togo. Man fährt hier nur ca. 10 Minuten bis nach Togo!
Vor dem Immigration Office haben wir noch ein Gruppenbild gemacht und dann ging es weiter zum Chief, also dem Häuptling hier sozusagen.
Zuerst saßen wir draußen unter einem Baum und haben mit zwei älteren Männern geredet, die wie so Helfer von dem Chief waren. Was genau ihre Funktion ist, weiß ich nicht. Pastor Jonathan hat uns erklärt, dass es Tradition ist, wenn man beim Chief eingeladen ist, vorher seine Schuhe auszuziehen, bevor man das Haus betritt. Also solange es Flipflops oder Slipper sind oder so, feste geschlossene Schuhe kann man wohl ruhig anlassen.
Wir sind dann (ohne Schuhe) reingegangen, wo im Hof der Chief auf einem bequemen Stuhl saß. Seine Füße ruhten auf einem Ziegenfell, wo noch ein dickes Lederkissen drauf stand. Der Chief war irgendwie nicht so alt, wie ich es mir vorgestellt hätte. Er trug einen Vollbart und eine Kappe und war unter viel Stoff verborgen. Dada Ayembilla hat uns mal erklärt, dass wichtige Personen immer viel Stoff tragen, obwohl es natürlich heiß ist darunter. Aber je mehr Stoff desto mehr Bedeutung hat die Person.
Wir haben uns erstmal auf die Bänke gesetzt, die neben dem Stuhl aufgereiht waren. Wir haben einfach alles nachgemacht, was die drei Ghanaer gemacht haben. Als erstes haben wir uns vor den Bänken hingehockt und geklatscht. Später hat uns Ephraim erklärt, dass das Klatschen ausdrückt, dass man Respekt vor dem Chief hat und ihn lobt. Man klatscht auch immer, wenn er was sagt, egal, was er sagt. Der Chief hat uns zu verstehen gegeben, dass wir uns wieder erheben können, da haben wir uns wieder auf die Bänke gesetzt. Dada Konlambik hat ihm erklärt, was wir hier machen und wieso wir gekommen sind. Der Chief hat allgemein sehr wenig gesprochen und meistens hat einer der zwei Männer für ihn gesprochen. Die zwei hockten neben ihm auf dem Boden und haben oft zwischendurch geklatscht. Der eine Mann hat uns gesagt, dass der Chief uns willkommen heißt und betet, dass unser Aufenthalt und alles, was wir hier vorhaben, ein Segen sein wird und unter Gottes Führung sein soll. Alles wurde in der Stammessprache gesagt, aber oft hat Dada Konlambik für uns übersetzt. Janina und ich sollten aufstehen, damit er sehen konnte, wer von uns in Bunkpurugu bleiben würde. Dann sind auch noch Elisa und Gesa aufgestanden, weil deren Einsatzort Nakpanduri auch zu seinem Gebiet gehört.
Nachdem wir den Chief besucht hatten, sind wir zum Police Office gegangen. Da sind dann nur Janina und ich mitgegangen, um dem Commander vorgestellt zu werden. Der kannte auch schon Elisa und Sandra, die letztes Jahr in Nakpanduri gewesen sind. Er meinte, er findet es gut, was wir machen, weil er auch eine Waise ist seit 2001. Alle haben gelacht, weil er ja schon ein erwachsener Mann ist und Pastor Jonathan meinte, dass wir doch auch ab und zu vorbei kommen sollen, um uns um ihn zu kümmern! :D
Danach sind wir wieder nach Hause gefahren, wo das Mittagessen schon auf dem Tisch stand. Diesmal gab es Yams mit einer Tomatensauce und Hähnchenteilen. Die Soße war himmlisch! Haben uns bei Emilia bedankt, die das Essen gemacht hat.
Mama hat sich zu uns an den Tisch gesetzt und mit uns gegessen. Nach dem Essen mussten die anderen auch schon ziemlich schnell fahren. Jetzt war also der Moment des Abschieds gekommen. „Die Gemeinschaft wurde aufgelöst“ sozusagen.^^ Wir sind noch zu den Autos gegangen und haben allen Tschüss gesagt. Als sie losgefahren sind, haben wir dann noch hinterhergewunken und dann war es plötzlich ganz ruhig. Wir sind ins Haus und haben noch ein bisschen aufgeräumt und so. Irgendwann kam Duncen, unser Gastbruder, und hat uns ein paar Sachen erklärt. Wir haben ihn gefragt, wie das ist mit dem Internetstick. Er meint, er schaut, ob man sowas hier bekommen kann und sobald er Zeit hat, geht er mit uns in die Stadt, damit wir ein paar Besorgungen machen können. Super! :P
Wir haben dann noch draußen die restlichen Gläser vom Mittagessen gespült. Abtrocknen hat nicht ganz funktioniert, weil die Trockentücher irgendwie nichts aufgesaugt haben, aber hier trocknet ja eh alles in nullkommanix. Als ich die Gläser mit dem Tablett in die hall getragen, hab ich bei dem Versuch, die Tür mit vollen Händen zu öffnen, eins fallen lassen, das ist kaputt gegangen. :/ Naja, ich denke, 5 Gläser reichen auch erstmal. Ich hab dann noch schnell alle Splitter weggefegt und in die Mülltonne vor dem Haus geschmissen. Hier laufen alle barfuß rum, da muss man also richtig aufpassen.
Ich habe noch mit Mona Zuhause telefoniert und dann hab ich das Zimmer mit Insektenspray eingesprüht. Gestern abend hab ich nämlich richtig viele eklige Viecher darin gesehen. Ich hoffe, die sind jetzt alle tot!
Janina hat in der hall Tagebuch geschrieben und ich hab mich dann auch mit meinem Laptop zu ihr gesetzt. Wir haben den Tisch so vors Fenster gestellt, dass die schmale Seite am Fenster ist. So haben wir genug Licht. Wir selbst haben nur zwei Stühle, aber für uns reicht es ja allemal.
Dann wollten wir gerne mal raus, ein bisschen unters Volk kommen sozusagen. Im Hof war niemand aus der Familie, also haben wir uns unter den Baum an der Straße gesetzt und gehofft, dass jemand vorbei kommt. Die ließen auch nicht lange auf sich warten. Zuerst kam ein Mann, der uns die Hand gegeben hat und sich mit „Emmanuel“ vorgestellt hat. Wir haben ihm auch unsere Namen gesagt und er meinte, er kommt öfters mal vorbei um Hallo zu sagen. (Wir haben ihn nie wieder gesehen. :D) Naja, als er weg war, kamen nach kurzer Zeit ein paar kleine Jungs aus dem Dorf, die sich ganz aufgeregt zu uns gesetzt haben. Erst haben sie sich nicht getraut, was zu uns zu sagen. Dann haben wir sie auf Englisch gefragt, ob sie Englisch sprechen und als alle genickt haben, wie ihre Namen sind. Es waren ungefähr 11 Jungs im Alter von 10-13 oder so. Darunter gab es ein Zwillingspaar (was man sofort erkennen konnte) die hießen Obed und Ewas und waren am meisten am Reden. :P Dann gab es noch einen Michael, einen Klinki (später haben wir herausgefunden, dass er Clinton heißt, die sprechen das nur so witzig aus), einen Junior und die anderen Namen habe ich glaube ich schon wieder vergessen. Der kleine Daniel, der Dan genannt wird war auch dabei. Er ist der Sohn von Duncen und 3 Jahre alt. Sehr knuffig, aber auch ziemlich frech, der hat mit einem Stock nach den Jungs gehauen, sodass sie wie aufgeschreckte Hühner auseinandergestoben sind! Die Jungs haben gesagt, dass sie uns ihre Sprache beibringen wollten, das kam uns sehr gelegen, weil das hatten wir eh vor. :) Janina hat einen Collegeblock und einen Stift geholt und dann haben wir immer einen englischen Begriff aufgeschrieben und die Jungs die Übersetzung auf Moar. Es gab immer vorher eine große Diskussion, wie man es schreibt und ich glaube, es steht nicht alles korrekt da. Es war süß, wie eifrig sie dabei waren.^^
Irgendwann kam Dada raus und hat gesagt, dass unsere neue Mama unsere Teller braucht. Wir haben dann schonmal den Tisch auf der Veranda vorbereitet und uns drangesetzt. Die Jungs sind irgendwann auch im Hof erschienen und haben uns durch die Fenstergitter unsere Namen gerufen. Wir haben ihnen zugewunken. Das sah echt lustig aus, es ist nämlich inzwischen dunkel geworden und man hat nur ihr breites Grinsen in der Dunkelheit vor dem Fenster gesehen. :D
Duncen hat sich noch mit Dan zu uns gesetzt und ein bisschen gequatscht.
Wir waren irgendwie richtig müde und sind dann nach dem Geschirrspülen ins Bett gegangen. Im Bett haben wir noch ein bisschen SMS geschrieben mit den anderen und Elisa und Joe haben angerufen. Elisa und Gesa sind ja in Nakpanduri geblieben und die anderen sind ungefähr um 9 in Zebilla angekommen. Für sie geht es bald wieder zurück nach Jirapa.

links Dan mit "Klinki"

ein paar von den chaotischen Jungs - wer die Zwillinge entdeckt kriegt ein Sternchen! :D


auf gehts zum Wasser holen

wie bei uns vor 100 Jahren...
Eure Lisa

Dienstag, 1. Januar 2013

Weihnachten und Neujahr

Hallo liebe Blogleser,
also erstmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich mit den Blogeinträgen so hinterherhinke. Schließlich handelt mein letzter Blogeintrag von den Ereignissen von vor über 3 Monaten! Die Texte sind eigentlich schon geschrieben, aber hinzu kommt das Zusammenstellen und das Auswählen der Bilder und natürlich das Hochladen, das viel Zeit in Anspruch nimmt. Außerdem ist die Internetverbindung manchmal zu langsam oder gar nicht vorhanden, was die Sache erschwert. Also ich hoffe, dass ich es bald schaffe, den Blog auf den neuesten Stand zu bringen.
Zu meiner aktuellen Situation: Im Moment befinden sich fast alle Freiwilligen von FLM in Jirapa, wo wir zusammen Weihnachten und Silvester gefeiert haben. Zwei von uns sind über diese Zeit nach Deutschland geflogen. Wir haben hier eine tolle Zeit und genießen die Gemeinschaft und die Feiertage. Weihnachten haben wir uns ein bisschen typisch-deutsch-weihnachtlich gemacht mit Tees, Zimt, Weihnachtsliedern, der Weihnachtsgeschichte, Schneedeko und einem leckeren Essen. Mit der Ayembilla-Familie haben wir auch noch gefeiert, aber erst am 25. Zu diesem Zweck wurden 2 Ziegen und 2 Schweine geschlachtet! :P Es gab also ein richtiges Festmahl und wir hatten eine lustige Zeit miteinander. Vom 23. bis zum 25. gab es von der Kirche aus eine sogenannte „Christmas Convention“, wo den ganzen Tag Gottesdienste gefeiert wurden und viele Gemeindemitglieder auch aus anderen Gemeinden und Orten zusammen kamen. Das alles fand unter freiem Himmel statt. Das hatte schon was, den Weihnachtsgottesdienst unterm Sternenhimmel und mit den Füßen im Sand zu verbringen!
An Silvester gab es wieder einen ewig langen Gottesdienst, der bis ins neue Jahr hinein ging. Wir sind aber nur eine Stunde ungefähr dabei gewesen. Es wurde sehr sehr viel gesungen und getanzt und gejubelt. Es war ein richtiges Freudenchaos! :D Wir haben mit ins neue Jahr getanzt, das hat echt Spaß gemacht und dann haben wir Freiwilligen noch eine Kerze angezündet, weil wir keine Böller oder Raketen hatten. :P
Ich hoffe, dass euer Weihnachtsfest schön war und dass ihr gut ins neue Jahr gestartet seid. Ich wünsche euch das Allerbeste für 2013!

Eure Lisa


Unser leckeres Weihnachtsfrühstück
Auf der Christmas Convention