Montag, 7. Januar 2013

Viele neue Gesichter

So, weiter geht es mit Bunkpurugu:
25. September
Heute früh bin ich aufgestanden und hab erstmal meine Sachen aus dem Koffer gekramt, die ich zum Duschen brauchte. Dann bin ich raus, wo schon ein paar Leute aus der Familie waren, die mir alle einen guten Morgen gewünscht haben. Ich habe mir aus einer großen Tonne Wasser in meinen Eimer geschüttet und bin dann duschen gegangen. Also die „Dusche“ ist ein Raum mit einem Loch. An der Wand ist ein Seil gespannt, wo ich meine Handtücher und Klamotten drüber gehängt habe. Dann habe ich mit dem kleineren Eimer Wasser aus dem größeren geschöpft und über mich gegossen. Den Körper zu waschen ging eigentlich ganz gut. Dann waren die Haare dran, das war schon etwas haariger.^^
Im Zimmer hab ich mich dann noch zuende fertig gemacht. Schminken war gar nicht so einfach ohne einen richtigen Spiegel. Ich hab den aus meinem Kosmetiktäschchen genommen, aber so gut ging das nicht. Wir müssen demnächst mal einen großen Spiegel kaufen. Janina hat noch eine Liste mit all den Sachen gemacht, die wir noch brauchen, wie zum Beispiel Mülleimer, Klopapier (!!!), eine Tischdecke und so weiter. Dann kamen auch schon die anderen zum Frühstück. Das war zum Glück schon gedeckt in der Veranda. Es war im Grunde wie sonst auch immer. Wir hatten kein kaltes Wasser, also hab ich einfach das kochende für den Tee genommen, um mein Doxycyclin damit einzunehmen.
Nach dem Frühstück sind wir alle zusammen mit unserem Pastor Jonathan losgefahren zum Immigration Office. Wir sollten nämlich überall in der Stadt den Leuten vorgestellt werden.
Wir hatten zwar noch keine Papiere, die sind ja noch bei Dada Ayembilla in Accra, aber der Mann im Immigration Office sollte uns einfach mal so schonmal kennenlernen. Mama und unser neuer Dada (ich nenne ihn im Folgenden Dada Konlambik) haben ihm erklärt, was wir hier machen, wer wir sind und so weiter.
Wir waren ganz in der Nähe von der Grenze nach Togo. Man fährt hier nur ca. 10 Minuten bis nach Togo!
Vor dem Immigration Office haben wir noch ein Gruppenbild gemacht und dann ging es weiter zum Chief, also dem Häuptling hier sozusagen.
Zuerst saßen wir draußen unter einem Baum und haben mit zwei älteren Männern geredet, die wie so Helfer von dem Chief waren. Was genau ihre Funktion ist, weiß ich nicht. Pastor Jonathan hat uns erklärt, dass es Tradition ist, wenn man beim Chief eingeladen ist, vorher seine Schuhe auszuziehen, bevor man das Haus betritt. Also solange es Flipflops oder Slipper sind oder so, feste geschlossene Schuhe kann man wohl ruhig anlassen.
Wir sind dann (ohne Schuhe) reingegangen, wo im Hof der Chief auf einem bequemen Stuhl saß. Seine Füße ruhten auf einem Ziegenfell, wo noch ein dickes Lederkissen drauf stand. Der Chief war irgendwie nicht so alt, wie ich es mir vorgestellt hätte. Er trug einen Vollbart und eine Kappe und war unter viel Stoff verborgen. Dada Ayembilla hat uns mal erklärt, dass wichtige Personen immer viel Stoff tragen, obwohl es natürlich heiß ist darunter. Aber je mehr Stoff desto mehr Bedeutung hat die Person.
Wir haben uns erstmal auf die Bänke gesetzt, die neben dem Stuhl aufgereiht waren. Wir haben einfach alles nachgemacht, was die drei Ghanaer gemacht haben. Als erstes haben wir uns vor den Bänken hingehockt und geklatscht. Später hat uns Ephraim erklärt, dass das Klatschen ausdrückt, dass man Respekt vor dem Chief hat und ihn lobt. Man klatscht auch immer, wenn er was sagt, egal, was er sagt. Der Chief hat uns zu verstehen gegeben, dass wir uns wieder erheben können, da haben wir uns wieder auf die Bänke gesetzt. Dada Konlambik hat ihm erklärt, was wir hier machen und wieso wir gekommen sind. Der Chief hat allgemein sehr wenig gesprochen und meistens hat einer der zwei Männer für ihn gesprochen. Die zwei hockten neben ihm auf dem Boden und haben oft zwischendurch geklatscht. Der eine Mann hat uns gesagt, dass der Chief uns willkommen heißt und betet, dass unser Aufenthalt und alles, was wir hier vorhaben, ein Segen sein wird und unter Gottes Führung sein soll. Alles wurde in der Stammessprache gesagt, aber oft hat Dada Konlambik für uns übersetzt. Janina und ich sollten aufstehen, damit er sehen konnte, wer von uns in Bunkpurugu bleiben würde. Dann sind auch noch Elisa und Gesa aufgestanden, weil deren Einsatzort Nakpanduri auch zu seinem Gebiet gehört.
Nachdem wir den Chief besucht hatten, sind wir zum Police Office gegangen. Da sind dann nur Janina und ich mitgegangen, um dem Commander vorgestellt zu werden. Der kannte auch schon Elisa und Sandra, die letztes Jahr in Nakpanduri gewesen sind. Er meinte, er findet es gut, was wir machen, weil er auch eine Waise ist seit 2001. Alle haben gelacht, weil er ja schon ein erwachsener Mann ist und Pastor Jonathan meinte, dass wir doch auch ab und zu vorbei kommen sollen, um uns um ihn zu kümmern! :D
Danach sind wir wieder nach Hause gefahren, wo das Mittagessen schon auf dem Tisch stand. Diesmal gab es Yams mit einer Tomatensauce und Hähnchenteilen. Die Soße war himmlisch! Haben uns bei Emilia bedankt, die das Essen gemacht hat.
Mama hat sich zu uns an den Tisch gesetzt und mit uns gegessen. Nach dem Essen mussten die anderen auch schon ziemlich schnell fahren. Jetzt war also der Moment des Abschieds gekommen. „Die Gemeinschaft wurde aufgelöst“ sozusagen.^^ Wir sind noch zu den Autos gegangen und haben allen Tschüss gesagt. Als sie losgefahren sind, haben wir dann noch hinterhergewunken und dann war es plötzlich ganz ruhig. Wir sind ins Haus und haben noch ein bisschen aufgeräumt und so. Irgendwann kam Duncen, unser Gastbruder, und hat uns ein paar Sachen erklärt. Wir haben ihn gefragt, wie das ist mit dem Internetstick. Er meint, er schaut, ob man sowas hier bekommen kann und sobald er Zeit hat, geht er mit uns in die Stadt, damit wir ein paar Besorgungen machen können. Super! :P
Wir haben dann noch draußen die restlichen Gläser vom Mittagessen gespült. Abtrocknen hat nicht ganz funktioniert, weil die Trockentücher irgendwie nichts aufgesaugt haben, aber hier trocknet ja eh alles in nullkommanix. Als ich die Gläser mit dem Tablett in die hall getragen, hab ich bei dem Versuch, die Tür mit vollen Händen zu öffnen, eins fallen lassen, das ist kaputt gegangen. :/ Naja, ich denke, 5 Gläser reichen auch erstmal. Ich hab dann noch schnell alle Splitter weggefegt und in die Mülltonne vor dem Haus geschmissen. Hier laufen alle barfuß rum, da muss man also richtig aufpassen.
Ich habe noch mit Mona Zuhause telefoniert und dann hab ich das Zimmer mit Insektenspray eingesprüht. Gestern abend hab ich nämlich richtig viele eklige Viecher darin gesehen. Ich hoffe, die sind jetzt alle tot!
Janina hat in der hall Tagebuch geschrieben und ich hab mich dann auch mit meinem Laptop zu ihr gesetzt. Wir haben den Tisch so vors Fenster gestellt, dass die schmale Seite am Fenster ist. So haben wir genug Licht. Wir selbst haben nur zwei Stühle, aber für uns reicht es ja allemal.
Dann wollten wir gerne mal raus, ein bisschen unters Volk kommen sozusagen. Im Hof war niemand aus der Familie, also haben wir uns unter den Baum an der Straße gesetzt und gehofft, dass jemand vorbei kommt. Die ließen auch nicht lange auf sich warten. Zuerst kam ein Mann, der uns die Hand gegeben hat und sich mit „Emmanuel“ vorgestellt hat. Wir haben ihm auch unsere Namen gesagt und er meinte, er kommt öfters mal vorbei um Hallo zu sagen. (Wir haben ihn nie wieder gesehen. :D) Naja, als er weg war, kamen nach kurzer Zeit ein paar kleine Jungs aus dem Dorf, die sich ganz aufgeregt zu uns gesetzt haben. Erst haben sie sich nicht getraut, was zu uns zu sagen. Dann haben wir sie auf Englisch gefragt, ob sie Englisch sprechen und als alle genickt haben, wie ihre Namen sind. Es waren ungefähr 11 Jungs im Alter von 10-13 oder so. Darunter gab es ein Zwillingspaar (was man sofort erkennen konnte) die hießen Obed und Ewas und waren am meisten am Reden. :P Dann gab es noch einen Michael, einen Klinki (später haben wir herausgefunden, dass er Clinton heißt, die sprechen das nur so witzig aus), einen Junior und die anderen Namen habe ich glaube ich schon wieder vergessen. Der kleine Daniel, der Dan genannt wird war auch dabei. Er ist der Sohn von Duncen und 3 Jahre alt. Sehr knuffig, aber auch ziemlich frech, der hat mit einem Stock nach den Jungs gehauen, sodass sie wie aufgeschreckte Hühner auseinandergestoben sind! Die Jungs haben gesagt, dass sie uns ihre Sprache beibringen wollten, das kam uns sehr gelegen, weil das hatten wir eh vor. :) Janina hat einen Collegeblock und einen Stift geholt und dann haben wir immer einen englischen Begriff aufgeschrieben und die Jungs die Übersetzung auf Moar. Es gab immer vorher eine große Diskussion, wie man es schreibt und ich glaube, es steht nicht alles korrekt da. Es war süß, wie eifrig sie dabei waren.^^
Irgendwann kam Dada raus und hat gesagt, dass unsere neue Mama unsere Teller braucht. Wir haben dann schonmal den Tisch auf der Veranda vorbereitet und uns drangesetzt. Die Jungs sind irgendwann auch im Hof erschienen und haben uns durch die Fenstergitter unsere Namen gerufen. Wir haben ihnen zugewunken. Das sah echt lustig aus, es ist nämlich inzwischen dunkel geworden und man hat nur ihr breites Grinsen in der Dunkelheit vor dem Fenster gesehen. :D
Duncen hat sich noch mit Dan zu uns gesetzt und ein bisschen gequatscht.
Wir waren irgendwie richtig müde und sind dann nach dem Geschirrspülen ins Bett gegangen. Im Bett haben wir noch ein bisschen SMS geschrieben mit den anderen und Elisa und Joe haben angerufen. Elisa und Gesa sind ja in Nakpanduri geblieben und die anderen sind ungefähr um 9 in Zebilla angekommen. Für sie geht es bald wieder zurück nach Jirapa.

links Dan mit "Klinki"

ein paar von den chaotischen Jungs - wer die Zwillinge entdeckt kriegt ein Sternchen! :D


auf gehts zum Wasser holen

wie bei uns vor 100 Jahren...
Eure Lisa

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