26.
September
Heute
wollten wir uns gerne mal unser neues Heimatdorf ansehen. Dada haben
wir unterm Baum an der Straße gefunden. Wir haben ihm gesagt, dass
wir gerne in die Stadt würden um ein paar Sachen zu besorgen. Er
sagt, er holt ein Mädchen, das uns führen soll. Wir haben uns
solange einfach unter den Baum gesetzt. Dann kam er irgendwann mit
einem Mann namens John. Dada meinte, dass das Mädchen keine Zeit
hatte, weil es grade privaten Unterricht gegeben hat und in der
Schule war. Dafür würde John uns die Stadt zeigen. Wir sind dann
auch direkt los. John hat uns ein bisschen ausgefragt, wie lange wir
hier sein würden und was wir hier machen und so. Als er erfahren
hat, dass wir aus Deutschland kommen, meinte er, dass es sein großer
Traum ist, mal nach Deutschland zu kommen. Das hören wir von fast
allen Ghanaern!
Er
hat uns die großen Straßen in der Stadt gezeigt. Es gibt zwei „Main
Streets“, die zum Marktplatz hinführen. Überall stehen ganz viele
Läden am Rand, alle niedrige Hütten mit Wellblechdach. Den
Marktplatz haben wir uns auch angeschaut, es war alles leer, weil
erst morgen Markttag ist. Da kommen wohl viele Leute von weit weg die
hier ihre Waren verkaufen. Alles war voll mit Holzständen. Da
standen auch einige umgekehrte Tonkrüge, die sahen ein bisschen aus
wie Rieseneier! John hat gesagt, dass man darin Wasser lagert bzw.
erhitzt oder eine Suppe drin macht oder so.
Ich
habe ganz viele Fotos gemacht. John hat uns erklärt, dass Bunkpurugu
die Hauptstadt vom Bunkpurugu Yunyoo District ist. Trotzdem ist es
hier sehr ländlich, zumindest mehr als in Jirapa und manchmal kommt
man sich wie 100 Jahre in die Vergangenheit versetzt vor. Zum
Beispiel wenn ein Kind einen Reifen vor sich über die Straße rollen
lässt oder wenn ein Eselskarren vorbeifährt.
John
hat uns auch nochmal ein paar Wörter in seiner Sprache beigebracht,
was wir sofort anwenden konnten. Zum Beispiel heißt „Awuanduali“
„Guten Morgen“ und darauf antwortet man mit „Limah“. Damit
haben wir die Leute begrüßt, die haben alle gelacht und waren
überrascht. John sagte, dass sie sich darüber freuen. Es sei eine
besondere Ehre wenn wir sie begrüßen und dass es das Thema des
Tages sein wird! „Die weiße Frau hat mir Awuanduali gesagt!“
In
den Geschäften haben wir immer „Nipo“ anwenden können, das
heißt nämlich „Danke“.
Wir
haben so allerhand eingekauft. Einen Spiegel und Mülleimer gab es
nirgends. Da müssen wir halt morgen noch zum Markt, da gibt es das
bestimmt.
John
hat uns noch ein paar Familienmitgliedern vorgestellt und ein paar
Freunden. Wir waren in einem Drug Store (Apotheke), der seinem Bruder
gehört. Der Laden hieß „Still Love Jesus Chemicals“ und es gab
auch einen „Good Shepherd Supermarket“, das war aber kein
wirklicher Supermarkt, sondern ein genauso kleiner Laden wie alle
anderen. :D Wir müssen im Moment sparsam mit dem Geld umgehen, weil
Janina nur noch ca. 40 Cedi hat und wir erst wieder Geld abheben
können, wenn wir mal in Tamale sind. Das kann noch dauern, aber
Elisa hat gesagt, dass sie und Gesa (die zwei Freiwilligen in
Nakpanduri) uns Bescheid sagen, wenn sie das nächste Mal fahren,
damit wir zusammen fahren können. Man muss, um nach Tamale zu
kommen, den Bus um 3 Uhr morgens nehmen und dann fährt man ca. 6
Stunden. Aber das ist halt die nächste große Stadt und die
Hauptstadt der Northern Region.
Johns
ältere Schwestern und seine kleine Nichte haben wir auch noch
kennengelernt. Johns eine Schwester hat ihren Namen nach dem
Wochentag, an dem sie geboren wurde. Ziemlich unkreative Variante,
einem Kind Namen zu geben! :D Seine andere Schwester besitzt einen
Friseurladen, da hängen ganz viele falsche Haare an der Wand!^^ Man
hat richtig gemerkt, wie stolz John auf seine Schwester war. Ich habe
ein Foto von ihrem Laden gemacht, davon war er total begeistert und
wollte es sich ausdrucken. Er geht aber morgen zurück zur Uni nach
Bolgatanga. Er möchte Bankkaufmann werden und einen schönen Anzug
und Krawatte tragen, hat er uns erzählt! Er ist schon im letzten
Jahr und hat keine Lust mehr. :P
Wir
kamen auf dem Weg an ganz vielen interessanten Bäumen und Pflanzen
vorbei und John hat uns erklärt, was was ist und wofür man es
braucht. Auch an einem Beet von rotem Pfeffer kamen wir vorbei, das
sah cool aus. Ein Baum hatte eine lustige Frucht, das war flach und
länglich und ziemlich groß. John hat uns beiden jeweils eins
abgebrochen und gesagt, dass es wie ein Schwert aussieht. :D
Als
wir wieder Zuhause ankamen, hat sich John noch zu uns auf die Veranda
gesetzt und wir haben ihm was zu trinken angeboten, ganz wie es sich
hier gehört. Als es Abendessen gab, haben wir ihn dazu eingeladen.
Janina
und ich haben dann das Zeug gespült, es triefte nur so von Öl! Hier
bereitet man nicht die Soße mit Öl zu, sondern das Öl mit Soße!!
John ist dann irgendwann nach Hause gegangen, das war nicht schlecht,
wir waren nämlich ziemlich platt. Wir haben noch auf Janinas Bett
Karten gespielt und Musik gehört. Mir ist nie aufgefallen, dass es
nur so wenige Kartenspiele gibt, die man zu zweit nur mit Skatkarten
spielen kann! Wir brauchen dringend Freunde! :D
auf dem (noch) leeren Marktplatz |
erinnert mich ein bisschen an die Arbeiten von Andy Goldsworthy |
Der "Friseur-Salon" von Johns Schwester |
Ein Schwert vom Baum ;) |
Baobab oder Affenbrotbaum |
man beachte den Zustand der Straßen! :/ Wie soll man da denn Rollerfahren lernen?? |
in der Stadt |
Eure
Lisa
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